Stand der Pflasterungsarbeiten am Jüdenhof, sowie der Gewandhausfläche:
79 Kommentare:
Topico
hat gesagt…
Sehr schön, es geht voran! Wird der Jüdenhof übrigens wieder mit den rötlichen, gröberen Steinen gepflastert, so wie er es vor seiner (Schutz-) Asphaltierung war oder werden die gleichen grauen Steine vom Neumarkt genutzt? Ersteres wäre eigentlich charmanter...
Sehr gut, dass Du es ansprichst, Topico! Das wäre auch mir ein großes Anliegen - die rötlichen Steine haben dort eine wundervolle Atmosphäre geschaffen, ganz anders als das triste Neumarkt-Bodengrau. Aber irgendwie rechne ich ja nicht damit, dass die Verantwortlichen für so etwas Gespür aufbringen. Ich tippe auf Grau.
Die Stadtplanungsmafia wird mit SICHERHEIT Grau wählen um dem Neumarkt größtmöglichen Schaden hinzuzufügen! TheWoerth wird es wie immer vorher gewusst haben und sich bestätigt sehen, dass es gut war, dieser Stadt den Rücken gekehrt zu haben. Ich werde mich dennoch an dem Platz freuen und mit Lust über das egal-ob-rote-oder-grau Pflaster wandeln. Freundliche Grüße allerseits! :-)
Wo bleibt eigentlich Petersburgs allfälliger Verweis auf eine "Graupflasterlobby" die sich auf Kosten der Bürger skupellos bereichert?? Da spielen sich bestimmt wieder Verschwörungen im Hintergrund ab.. Naja Polemik bringt ja nix..
Grau liegt voll im Trend, liebe Leute!^^ ...ich seh immer mehr Einfamilienhäuser hier in Stuttgart, überzogen mit dieser Trend-Gräue. Das Leben scheint einigen zu bunt zu werden... So auch am Neumarkt: die Buntheit der Rekos läßt sich für einige Zeitgenossen scheinbar nur mit Mausgrau kompensieren.^^ Ich persönlich meine: dieses Pflaster ist zwar nicht schön, aber mit diesem Schmerz kann ich noch am ehesten leben, solang keine weitere Prisco-Passage mit Bunkerfassade und Staffeldach den Neumarkt heim sucht.
Warum überhaupt Pflaster, egal ob grau oder rot? Ich würde eher ein wenig grün begrüßen, auch wenns vielleicht nicht historisch korrekt ist aber eine dem Umfeldambiente entsrpechende Parkanlage mit ein paar Bäumen wäre schön. Wenn ich mich recht erinnere, kann man die Bäume zwischen Kulturpalast und Kurländer an zwei Händen abzählen, was sich im Sommer auch auf das Stadtklima/den Glutofen Altstadt auswirkt.
Selbstverständlich kann auch ich mit einem grauen Pflaster leben, habe nie etwas anderes behauptet. Ich habe hier ein Poster der Frauenkirche an der Wand, über den rötlich gepflasterten Jüdenhof hinweg fotografiert. Traumhaft!
Und mehr als ein "paar Bäume" sollten es dann bitte auch nicht werden. Zudem so zurechtgestutzt, dass keine bedeutenden Sichtachsen gestört werden und die (hoffentlich originalgetreu rekonstruierten) Fassaden nicht an Dominanz einbüßen. Parkanlagen sind für den zentralsten und wichtigsten Platz der Großstadt Dresden aus städtebaulich-geschichtlich-struktureller Sicht inadäquat.
Das Gewandhaus als Baukörper wird man vermissen. Konnte in den letzten Tagen nochmal die einschlägigen Canalettos ansehen.. Die Theorie, dass Canaletto das Haus auf seinen Bildernn verschoben hat ist Unfug. Das hat man damals oft so gemacht, um bestimmte Eindrücke zu verstärken und zu betonen. Würde man histoische Gemälde als verbindliche Vorlage sehen, müsste man so einiges an wertvollen Häusern abreisssen..
Warum so verallgemeinernd? Ich werd's nicht vermissen und so pauschalisierend als "Baukörper" gleich gar nicht. Ganz nebenbei: viele (Dresdner wie Touristen), die sich dort auf der kleinen geplanten Grünfläche ausruhen, sicher auch nicht. Gerade an dieser Stelle ist es nämlich nicht egal, wie sich ein Gebäude präsentiert und der geplante Bau, ist nicht mal im Ansatz ein würdiges Gegenüber der Frauenkirche. Es wäre zudem kein Gebäude, das sich unterordnet. Das sollte es aber, denn der Mittelpunkt des Platzes ist nun einmal die Frauenkirche. Der Neumarkt ist als barockes Gesamtkunstwerk zu begreifen - das müssten sie als Kunstliebhaber doch wissen.
Der Abriss des Renaissance-Gewandhauses war wichtig für die Wirkung des Platzes. (Ist alles nachzulesen in histor. Quellen)
Vor allem im 19 Jhd vorgenommene veränderte Dachformen, Geschossaufbauten und der Neubau der gründerzetlichen Post anstelle des Hotel des Saxe beeinträchtigten das Bild des Platzes schon vor 1945 stark. Darum bin ich auch froh, dass zu rekonstruierende Gebäude ihr barockes Anlitz wiederbekommen und auf die Rekonstruktion der alten Post verzichtet wurde. Außerdem wird das Johanneum ohne GH nicht vollständig vom Platz abgetrennt und zeigt sich bis zur Hälfte als Blickpunkt von der kleinen Kirchgasse oder der Moritzstraße aus kommend. Diese ( und andere) Blickbeziehung(en) wäre(n) mit GH nicht möglich.
Darki; 100% agree! Nur leider weiß ich nicht, was alle immer gegen die Post (ehemals de Saxé) haben, die sah doch voll gut aus! Passte jedenfalls ganz gut ins Ensemble.
Was ist denn so toll daran, wenn man aus der Moritzstrasse das Johanneum nur zur Hälfte sieht? Das leuchtet mir nicht ein, zumal das Johanneum eine achssymmetrische Fassade aufweist, die sich in ihrer Breite auf die Dimension des Jüdenhofes (damals noch MIT Gewandhaus) bezieht. Weil mich das Ganze ja doch interessiert... welche historischen Quellen meinst Du denn genau?
ich persönlich, als Dresdner sprechend, möchte an dieser Stelle auch noch einmal mein außerordentliches Bedauern aussprechen, daß der Entwurf eines modernen Gewndhauses nicht realisiert wurde. Ich halte Argumente gegen ein Gewandhaus als genau so subjektiv wie die Argumente dafür. Ich hätte mir gerade an dieser Stelle ein Gebäude gewünscht, welches das junge, aufstrebende und mutige Dresden der Nachwendezeit repräsentiert. Darüberhinaus hätte man mit den Grundstücksgrenzen einen wunderbar zergliederten und unregelmäßigen Platzcharakter mit vielen, kleinen Piazetten gewonnen. Gerade die unregelmäßige Stadtgliederung macht Dresden im Vergleich zu regelmäßigen Städten wie z.B. Berlin so interessant.
Schau doch einfach auf die Seiten der GHND, da müsstest Du zu dem Thema mehr als fündig werden.
Argumente sind dann nicht subjektiv, wenn sie Tatsachen beschreiben, in diesem Fall z.Bsp. die damaligen Gründe des Abrisses aus rein städtebaulich-ästhetischen Gesichtspunkten. Ebenso sind die stark verzerrten Ansichten von Canaletto eine belegte objektive Tatsache.
Das "junge, aufstrebende und mutige Dresden" hat ja seit der Wende leider auch ne ganze Menge Bockmist gebaut - gerade in städtebaulicher Hinsicht. Diesem Dresden würde ich wahrlich kein Denkmal setzen - wenn schon, dann dem Vorkriegsdresden, das dem heutigen Mythos wenigstens gerecht wurde. :)
Das Thema "Großstädtisch-repräsentativ-barocke Gesamtanlage" oder "Wunderbar zergliederter und unregelmäßiger Platzcharakter" ist tatsächlich eher subjektiven Charakters. In meinen Augen hätte ein modernistisches Gewandhaus den gesamten Neumarkt zerstört und es wäre zudem eine unsensible Unverschämtheit gegenüber den Frauenkirchen-Spendern aus aller Welt gewesen, dieser mit einem völlig überdimensionierten Kubus jegliche Dominanz und Würde zu rauben. Aber was den Dresdnern die Anliegen Auswärtiger bedeuten, haben sie ja zur Genüge mit dem Waldschlösschentheater bewiesen.
Ich frage mich, ob es das "junge, aufstrebende und mutige Dresden der Nachwendezeit" gegeben hätte, wenn der Mythos des Vorkriegsdresden nicht noch allgegenwärtig überall vorhanden gewesen wäre. Ich war zur Wendezeit ein kleines Kind und bin mit dem "Nachwendedresden" groß geworden. Mit Stolz werde ich meinen Kindern erzählen können, wie das war, als die Frauenkirche aus Trümmern auferstand...wie sie Stein für Stein wuchs...wie sich neue und alte Steine gegeneinander farblich abhoben...und wie wunderschön es war...als die Silhouette Dresdens wieder komplettiert war...und wie die Ruinen und die Nachkriegsbrachen rings um die Frauenkirche wieder zu ehrwürdigen Gebäuden und die zestörten Flächen wieder zu städtischen Räumen wurden, die dann selbstverständlich sein werden. Ich persönlich fühle meine Generation durch diesen Gewandhausklotz jedenfalls nicht repräsentiert und vielen meiner gleichaltrigen Bekannten geht es ganz genauso.
@Kunstliebhaber: Quelle: GHND-Seite
außerdem frage ich mich, was eine achsymmetrische Fassade ist.
Eine asymmetrische Fassade zum Jüdenhof hin suche ich beim Johanneum vergebens...solange ich die Bilder hier im Blog-Beitrag auch anssehe. Tut mir leid...und alleine um die geht es.
Auf der GHND Seite wird doch auch nur auf das "Canaletto-Argument" abgehoben. Wie gesagt, man hat zu der Zeit häufig Perpektiven verzerrt, um bestimmte Eindrücke besser wiedergeben zu können. Im Unterschied zum lebenden Beobachter vor Ort kann ja der Betrachter eines Bildes nicht den Kopf drehen und sich umsehen. Die alten Meister haben da des öfteren nachgeholfen :-) nicht nur in Dresden. Das taugt m.E. keinesfalls als Begründung für oder gegen irgendwelche städtebaulichen Erwägungen.
Ach so.. ja mit der Symmetrie muss man sich das so vorstellen: In der Mitte ist eine senkrechte Achse und links und rechts davon (in etwa) dieselbe Fassadengliederung. :-)
Ob das damals gängig war, ist doch völlig irrelevant - jedenfalls taugen diese Ansichten nicht als Grundlage für eine seriöse Diskussion. So großzügig wie auf Canalettos Bildern hat der Neumarkt in real mit Gewandhaus nie gewirkt - erst ohne. Ebenfalls waren die bedeutenden Sichtachsen mit Gewandhaus eingeschränkt bzw. tlw. überhaupt nicht vorhanden.
Mir persönlich reicht ja eigentlich schon das Argument, dass die berühmte Sempersche Ladenfront nur ohne Gewandhaus zum Neumarkt hin wieder hergestellt werden kann.
Und: Es gibt keineswegs nur "eine einzige Quelle". Eindeutige Niederschriften aus der damaligen Zeit belegen die Gründe für den Abriss (leider habe ich hierzu keinen Weblink).
Ihr erhellender Link konnte mich aber leider auch nicht erhellen. ;)
Zitat GHND: "Vor dem Verwaltungsgericht liegt bereits das Neumarkt-Bürgerbegehren. 63 000 Dresdner sprachen sich mit ihrer Unterschrift schon damals implizit gegen einen Gewandhaus-Neubau aus, die Stadt erklärte die Aktion jedoch für unzulässig."
Tja, das Bürgerbegehren ist ein Argument! Was nützt einem das beste Restaurant wenn die Masse zu Mc Donalds rennt! Eine Entscheidung der Masse ist zwar "demokratisch" aber nicht immer die qualitativ beste.
Schon klar. Aber wer entscheidet denn, was die "beste Entscheidung" ist? Sie?
Darum ist es sinnvoll, viele Argumente gegeneinander abzuwägen und zu diskutieren (natürlich nicht "polemisch zu manipulieren", wie es CDU und FDP in Sachen Waldschlösschenbrücke getan haben)- vielleicht kristallisiert sich dann am Ende nicht die "beste", aber doch eine gute Entscheidung heraus. Und evtl. stimmt sie ja sogar mit der Mehrheitsmeinung überein (was im Falle WSB m.E. nicht zutreffend war - Sie sehen, ich kann Ihnen grundsätzlich zustimmen).
Also, was haben Sie zu den anderen vorgetragenen Aspekten zu sagen?
... ob die Manipulation von Perspektiven damals gängig war, ist durchaus von Relevanz. In der Barockzeit war es Mode, Plätze und Räume großzügiger darzustellen, als sie in Wirklichkeit waren. Canaletto hat das z.B. am Markusplatz in Venedig ebenso praktiziert, um zu einer vorteilhafteren Bildkomposition zu kommen. Hätte man also 1903 den Campanile nicht wieder aufbauen dürfen, weil er in Canalettos Veduten an andere Stelle steht als in Wirklichkeit?? Mit Verlaub, das ist doch Unfug und Verbiegung historischer Tatsachen. Trennen Sie doch einmal den ungeliebten Gebäudeentwurf von stadträumlichen Erfahrungen. Sie werden es selbst sehen, die Bauflucht in Rücklage, für die man sich auf den vermeintlichen Druck aus dem bürgerlichen Lager entschieden hat, ist städtebaulich falsch! Schade.
Ich hätte mir vorstellen können, dass die von den Befürworten des Gewandhauses immer wieder beschworene Abfolge kleinerer Piazetten unter rein stadträumlichen Gesichtspunkten durchaus reizvoll wäre. Allerdings ist die Architektursprache der Gegenwart, sich selbst immer weiter bis zum aussagelosen Nichts minimalisierend, nicht in der Lage, eine solche städtebauliche Aufgabe zu meistern. Schaut man sich das Hotel am Dr.-Külz-Ring oder den Wisldruffer Kubus an - beides von Fachleuten prämierte und wortgewaltig gepriesene bauliche Armutszeugnisse – dann verbietet es sich geradezu, eine solche Baumasse der Gestaltungsarmut der Moderne anzuvertrauen.
Das müssen Sie mir nicht erklären - ich verstehe allerdings die Schlüsse nicht, die Sie aus Canalettos Manipulationen ziehen. Ich leite aus diesen Tatsachen ab, nicht besagter Verklärung zu verfallen, sondern den stadträumlichen Tatsachen ins Auge zu schauen. Und wie ich weiter oben erklärt habe, ziehe ich daraus den Schluss: Kein Gewandhaus.
Sie wollen Ihre These, der Nichtwiederaufbau wäre "städtebaulich falsch" damit begründen, dass ich es "selbst sehen" werde, wenn ich losgelöst vom Entwurf nur den Stadtraum getrennt betrachte? Entschuldigung, aber das ist keine Argumentation. Warum sollte das denn Ihrer Meinung nach der Fall sein? Meinen Standpunkt habe ich bereits verdeutlicht, ganz unabhängig vom Entwurf.
Ich respektiere Ihre Meinung, dass der Verzicht auf den Neubau des Gewandhauses eine verpasste Chance sei. Ich kann Ihnen jedoch in Ihrer Beurteilung das Gewandhaus hätte das "junge, aufstrebende und mutige Dresden der Nachwendezeit" symbolisiert nicht beipflichten. Nach Umfragen und persönlichen Erfahrungen ist es gerade die junge Generation, die den historischen Wiederaufbau befürwortet, die gerne in Altbauten lebt und das Flair von Studentenstädten wie Freiburg, Tübingen, Heidelberg oder Marburg liebt. Da hat man der Jugend in Düsseldorf den im Design ihrer Wohnzimmerschränke ähnlichen Zollhof errichtet und trotzdem spielt sich das Leben ein paar hundert Meter weiter in der "Altstadt" und am Rathausufer ab. Wen wunderts. Es gibt eben immer noch einen Unterschied zwischen dem perfekten Aussehen eines Produktes und dem idealen Mehrheits-Wohlfühlcharakter eines Ortes. Mit dem Gewandhaus hätte man die Kulturpalastproblematik ohne Not bis den Neumarkt herangetragen, die Zersplitterung des Ensembles bewußt in Kauf genommen. Als wenn es nicht schon genug Probleme gäbe.
Die Bevölkerung hat den Bau abgelehnt, Bürger und Touristen wünschen sich Sitzgelegenheiten und ein wenig Grün, die Investoren bauen auch ohne Gewandhaus, es besteht womöglich die Chance die Keller unter dem Grundstück durch die Einrichtung eines Friedensmuseums öffentlich zugänglich zu machen - fertig.
Und wenn Sie Mut ansprechen, dann ist für mich der Versuch den Wiederaufbau zu wagen wesentlich ambitionierter als einfach eine "zeitgemäße" Architektur zu realisieren. Wer wusste denn Anfang der 90er ob jemals genug Spenden für die Fauenkirche zusammenkommen und ob es überhaupt Investoren geben würde, die sich bezüglich der Fassadengestaltung derartige fesseln anlegen lassen würden. Inzwischen sind wir schlauer, die Spenden flossen und die Investoren erkannten die Chance der Rekonstruktion.
Städtebaulich stimme ich Ihnen zu, dass eine vorgerückte Fassade die Gliederung des Platzes noch ein wenig reizvoller gestaltet hätte. Aber die parasitische Gewandhauslösung als bewusster unnötiger Gegenpol zur Frauenkirche war dafür schlichtweg zu stümperhaft in Fassadengestalt und Anschluss an die Nachbargebäude. Und die Bezeichnung Piazetta wird den Teilräumen am Neumarkt sicherlich eher ohne Gewandhaus gerecht als mit diesem unitalienischem Koloss.
Dresden hatte und hat genug Raum außerhalb des Neumarktbereiches um sich auch als Heimat "moderner" Architektur zu profilieren. Dafür bin ich sogar sehr, aber dann bitte richtig - spektakulär, einzigartig dabei aber ensemblefähig und die Blickachsen auf die Altstadt wahrend.
Zitat Chris: "Mit dem Gewandhaus hätte man die Kulturpalastproblematik ohne Not bis den Neumarkt herangetragen."
Wunderbar!
Zitat Chris: "dann ist für mich der Versuch den Wiederaufbau zu wagen wesentlich ambitionierter als einfach eine "zeitgemäße" Architektur zu realisieren."
Wobei sich hier die Frage stellt, welche der beiden Optionen zeitgemäßer wäre. ;)
Auf mich macht die Diskussion um das Gewandhaus einen manipulierten Eindruck und hinterlässt einen unbefriedigenden Eindruck. Über den Gebäudeentwurf lässt sich sicher streiten, aber eine größere Dichte hätte dem Umfeld der Frauenkirche ganz gut getan. Ausserdem gibt es mit dem Johanneum ja wie gesagt einen Bau, der in seiner Anlage auf den Jüdenhof MIT Gewandhaus Bezug nimmt. Allerdings spielt da auch ein subjektives Raumempfinden ein Rolle. Ich glaube, dass hierbei viele, die jetzt aggressiv und dem Herdentriebe folgend gegen die Bebauung des Grundstücks gewettert haben, sich nicht ausreichend mit städtebaulicher Raumbildung befasst haben. Es wäre sicher günstig gewesen, ein 1.1 Modell vor Ort zu sehen, da wären vermutlich einige zu einem anderen Schluss gelangt.
Es ist im übrigen auch unverständlich, warum vielen hier das Wort "Mut" solche Schwierigkeiten bereitet. Die Theorie, dass "moderne" Architektur nichts brauchbares hervorgebracht hätte, ist doch völlig unhaltbar und unsinnig. Zu jeder Zeit hat es neue Formen und Stile gegeben, die oft zunächst irritiert und verunsichert haben. Auch auf die Formensprache des Barock trifft dies übrigens ebenfalls und ganz besonders zu. Auch die hier oft angesprochenen "Brüche" hat es schon immer gegeben. Nur sind "Brüche" zwischen zwei vertrauten Stilen offenbar unauffälliger als Brüche zwischen Neuem und Altem.
Zitat Kunstliebhaber: "da wären vermutlich einige zu einem anderen Schluss gelangt"
Wie kommst Du zu dieser Vermutung? Ich habe immer noch keine überzeugenden Argumente gehört.
Und zum anderen Thema: Wie üblich wird einfach völlig übergangen, dass Dresden im Zweiten Weltkrieg im Stadtzentrum komplett ausgelöscht und seiner Identität beraubt worden ist. Die Frage der abstrakten Architekturform stellt sich hier überhaupt nicht, stattdessen sollten die Aspekte "Sensible Stadtreparatur" und "Rückgewinnung von Identität" im Fokus stehen. In Paris kann man von mir aus darüber diskutieren, ob "Brüche" notwendig sind oder nicht und sich zudem über die Definition dieses Ausdrucks streiten. Aber nicht in kriegszerstörten deutschen Städten! Ein falsch verstandener Mut hat hier nichts zu suchen, Vernunft und Einfühlungsvermögen sind gefragt - und leider wäre ja genau das in unserer heutigen Zeit mutig, weil ein gehöriger modernistischer Globalisierungswind durchs Land bläst...
@The WoertH: du sagst es! Stadtreparatur, d.h. Rückgewinnung von verlorener kultureller Identität steht hier an dieser Stelle zur Debatte, sonst nichts! Und diese Identität KANN eben "moderne" Bauform nicht geben! Aber es gibt anscheinend noch immer Leute die das nicht begriffen haben.
Welche kulturelle Identität wollen Sie denn zurückgewinnen?? Das Dresden vom 12.02.1945?? Nicht wirklich, oder? Das Dresden der Barockzeit?? Nicht ernsthaft hoffe ich.. Kulturelle Identität ist per se aktuell und lässt sich nicht "rückgewinnen" sondern muss immer neu erfunden werden. Auch Ihre Weltanschauung ist natürlich Bestandteil der aktuellen kulturellen Identität. Allerdings müssen Sie akzeptieren, dass kulturelle Identität heutzutage auch mit Vielfalt und mit Meinungsfreiheit zu tun hat. Im Übrigen will ich hier gar ich für das neue Gewandhaus sprechen. Dafür verstehe ich zu wenig von Architektur. Aber lassen Sie sich doch einmal ein paar neue Argumente einfallen, um die Diskussion zu beleben.:-)
also, Herr "Kunstliebhaber": manche Dinge sind doch ganz einfach: Ich für meinen Teil (und da spreche ich wohl aus dem Herzen der Mehrheit) fühle mich am wohlsten, dort wo mich alte Bauformen umgeben, die einladend wirken und zum Verweilen einladen. Ob als Reko oder im Original tut dabei nichts zur Sache. Und warum sind hostor. Architekturformen so anziehend? Weil sie eine warme, angenehme Sprache sprechen und ich mich deshalb mit Ihnen identivizieren kann! Vielleicht suchen Sie sich mal selbst die Antwort darauf zu geben,warum es die meisten Menschen heute immer in die Altstadt zieht, und nicht in die Viertel mit "moderner" (was ist das eigentlich) Architektur. Deshalb finde ich es so wunderbar zeitgemäß, wenn qualitativ hochwertige Rekos entstehen!^^ Das ist-wie schon erwähnt-nur noch nicht bei allen durchgedrungen...
Zum Thema Brüche: Die Brüche vergangener Epochen können nicht mit dem Bruch der Flächenzerstörungen im 2. WK gleichgesetzt werden! Die bspw. durch die Hochhäuser der Vorkriegszeit in Berlin gesetzten architektonischen Kontraste waren für das Stadtbild bereichernd, die Hochhäuser nach dem Kriege hingegen nicht mehr, da die Dominanz der historisch gewachsenen Baumasse in vielen Bereichen der Stadt nicht mehr gegeben war.
Zum Thema Identität: Unsere Identität als Deutsche ist eine von den kulturellen Verlusten des 2. WK stark geprägte Identität. Dieser Verlust wird unterschiedlich stark empfunden, ist aber objektiv nicht wegzudiskutieren. Insofern hat das Anliegen, die verlorenen, über Jahrhunderte gewachsenen historischen Stadtbilder wenigstens in Ansätzen zurückzugewinnen, seine Berechtigung (auch wenn eine Replik das Original nie vollwertig ersetzen kann, keine Frage!).
"Aber lassen Sie sich doch einmal ein paar neue Argumente einfallen, um die Diskussion zu beleben."
Da sollten Sie vielleicht einmal mit gutem Beispiel voran gehen. Von Ihnen habe ich hier bisher nicht allzu viele Argumente gelesen - Ihre Stärken scheinen eher darin zu liegen, Thesen in den Raum zu werfen. Ebenso würde es die Diskussion beleben, wenn Sie auf von anderen (z.Bsp. mir) geäußerte Argumente eingehen würden anstatt diese der Einfachheit halber zu ignorieren.
@Tour DD und The Woerth: ihr habt es erfasst und treffend auf den Punkt gebracht!
Ein großer Geist, wie Hermann Hesse, schrieb in seinen Nachkriegsmemoaren erschütternde Worte über das Schicksal deutscher Städte und den ungeheuren Schatz dem wir beraubt wurden. Diesen bezeichnete er Angesichts der lieblos-funktionalen Nachkriegsarchitektur als "erziehende, moralbildene Äthetik", die er als das "Langzeitgedächtnis unserer Nation" bezeichnete.
Ich bin sehr froh, daß in Dresden (allen Ewiggestrigen zum Trotz) die Chance wargenommen wird, ein Stück Identität, und mit ihr ein Stück Lebensqualität, zurück zu gewinnen.
Wenn Ihnen der Arm durch einen Unfall genommen wird, was wollen Soe dann? Wollen Sie Ihren Arm am liebsten zurück oder einen Betonwürfel an Ihrer Schulter? Verstehen Sie, wie es vor allem dem Herzen von Dresden geht? Und verstehen Sie, was der einzig richtige Weg sein muss?
"Wobei sich hier die Frage stellt, welche der beiden Optionen zeitgemäßer wäre. ;)"
Hmm, mir fällt es wirklich von Mal zu Mal schwerer die Worte "modern" und "zeitgemäß" zu benutzen, da diese eine positive Wertung beinhalten, gemäß dem Glauben, dass alles Moderne und Zeitgemäße grundsätzlich gut ist. Bloß weil es Dr. Alban und Haddaway gab, ist ja Mozart noch lange nicht unmodern und allemal langlebiger. So ist das eben auch mit den Baustilen. Wir brauchen neue Worte! Vielleicht "zwischenmodern" und "teilzeitgemäß".
"Es wäre sicher günstig gewesen, ein 1.1 Modell vor Ort zu sehen, da wären vermutlich einige zu einem anderen Schluss gelangt."
Die Menschen haben das Gewandhaus doch nicht wegen der Unwissenheit über städtebauliche Raumbildung abgelehnt. Dagegen hätte sich wohl kaum einer aufgelent, da vor ein paar Jahren bestimmt keine 10 % der Bevölkerung den Neumarktgrundriss vor Augen hatten. Städtebaulich gibt es die zwei gegenüberstehenden Argumente Raumbildung contra Sichtachsen, beide absolut gerechtfertigt, wobei ich eher zur Raumbildung tendiere. Die Menschen mochten einfach diesen aufdringlichen Baukörper nicht, der einfach nur der Provokation wegen so aussehen sollte. Das kann doch nicht das Ziel sein, dass die Menschen auf dem Neumarkt, anstatt über die Frauenkirche zu staunen kopfschüttelnd vor dem Gewandhaus stehen. Wer seinen Auftrag als Architekt oder Stadtplaner so interpretiert, handelt zu Gunsten seines Egos und der Freude über den Ärger der Bürger. Was hätte der Aufbau dieser 1:1 Gerüst-Gewandhaus-Attrappe gekostet, waren das nicht über 100.000 Euro? Ein Glück, dass man darauf in Zeiten von CAD-Visualisierungen verzichtet hat. Das wäre für mich ein Fall für das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes gewesen. Dieser Logik folgend müssten auch alle Parlamentarier mal einen Monat ins Gefecht nach Afghanistan ziehen, als Arzt im Krankenhaus Endlosschichten schieben und vom Gehalt einer Friseurin sich selbst und ein Kind ernähren.
@ChriSGD Also da muss ich ja schmunzeln.. so ein pathetischer Vergleich.. In der Schweiz praktiziert man das Vorgehen mit 1 zu 1 Modellen sehr erfolgreich. Kein Bürger kann dann sagen er wäre getäuscht worden.. und CAD Visualisierungen sind in der Abbildung von Stadtperspektiven noch manipulativer als Canalettos Veduten..:-)
@Ji Ihr gequälter Pathos instrumentalisiert in schmerzhafter und beschämender Weise den Horror der Kriegszerstörung. Das scheint hier überhaupt als wichtiges "Argument" zu gelten. Ich finde das unlauter und ich sehe den von Ihnen als zwingend unterstellten Weg von der Bombennacht zum Barocknachbau nicht. Es gibt doch auch so viele Argumente für sensiblen Stadtauf- und Umbau, oder?
@ ji Ihr Prothesenvergleich trifft es übrigens ziemlich gut. Viele Kritiker vergleichen ja die neubarocken Fassaden am Neumarkt mit einer grotesken Prothese, die das richtige Glied nur dem Anschein nach nachstellen kann, es aber hinsichtlich der Funktionalität nie wird ersetzen können. Wenn Sie mich schon fragen, was mir nach einem solchen Unfall lieber wäre, ich würde mich für eine High Tech Prothese entscheiden, die mir maximal viel Funktionalität zurückgibt.
Aber es fällt mir trotzdem schwer jemandem zu antworten, der allen Ernstes Dresdens Zerstörung im II. Weltkrieg mit einem "Unfall" vergleicht... Dass hier eine extrem konservative Grundstimmung herrscht ist ja bekannt, aber mit Leuten solcher Gesinnung will ich nicht diskutieren, egal worüber.
Wenn sensibler Stadtauf- und Umbau im Dresdner Zentrum gebaute Realität wäre, wäre ich offen für Ihre Argumentation. Gerade die Sensibilität ist es, die ich vermisse, siehe Altmarkt-Galerie oder Wilsdruffer Kubus direkt gegenüber vom Zwinger. Diese Sensibilität finde ich nur in den Randlagen; im Zentrumm aber wird fast ausschließlich auf dem - meines Erachtens gescheiterten - Konzept des architektonischen Kontrast gearbeitet, auch wenn das in Jury-Beiträgen immer wieder von sogenannter "Bezugnahme" die Rede ist. Die gebaute Realität sieht dann meist anders aus...
@Tour Dresden .. Da haben Sie leider recht. Gerade die grossen Shopping Malls sind von Ihren Entwicklern kompromisslos auf den Massenbedarf hin zugeschnitten. Städtebaulich halte ich gerade die Innenhofbebauung der Altmarktgalerie für bedauerlich. Allerdings muss man den Erfolg dieser Strukturen anerkennen.. Auch wenn man es nicht wahrhaben will, aber der Dresdner Bürger frequentiert eher die Altmarkt Galerie als den Neumarkt..
Touristen und Besucher aus aller Welt kommen nur mehrfach nach Dresden, wenn diese in Dresden ein angenehmes und warmes, barockes Stadtbild sehen können. Alles Andere haben diese auch zu Hause in Ihren Städten genug. Von so etwas hängt der Wohlstand einer Stadt entscheidend ab. Und das beste Beispiel hierfür gibt Schloss Neuschwanstein in Bayern her. Eiskalte moderne Architektur wirkt wohl kaum anziehend auf Normalos.
@ Tourdresden … Negativbeispiele lassen sich sicherlich zu genüge anfinden, sollten doch aber nicht pauschal als Maßstab stehen, was zeitgenössische Architektur im Stande ist zu leisten! Grundsätzlich will doch niemand Rekonstruktionen verbieten. Dogmatisch wird es erst, wenn andere Meinungen vehement bekämpft und nicht toleriert werden. Fakt ist, dass es kein logisches Argument gibt, welches ein historisierendes Gebäude favorisiert. Es gibt Dresdner die sich eine zeitgenössische Architektur wünschen und es gibt Dresdner die sich historisierende Architektur wünschen. Beispiele für "moderne" Architektur, die hervorragend in ein historisches Umfeld paßt und dieses positiv aufwertet gibt es zu genüge!
kunstliebhaber hat gesagt… "@ ji Ihr Prothesenvergleich trifft es übrigens ziemlich gut. Viele Kritiker vergleichen ja die neubarocken Fassaden am Neumarkt mit einer grotesken Prothese, die das richtige Glied nur dem Anschein nach nachstellen kann, es aber hinsichtlich der Funktionalität nie wird ersetzen können. Wenn Sie mich schon fragen, was mir nach einem solchen Unfall lieber wäre, ich würde mich für eine High Tech Prothese entscheiden, die mir maximal viel Funktionalität zurückgibt.
Aber es fällt mir trotzdem schwer jemandem zu antworten, der allen Ernstes Dresdens Zerstörung im II. Weltkrieg mit einem "Unfall" vergleicht... Dass hier eine extrem konservative Grundstimmung herrscht ist ja bekannt, aber mit Leuten solcher Gesinnung will ich nicht diskutieren, egal worüber"
Dieser Kommentar ist leider nicht besonders schlau. Die Funktionalität der neuen alten Neumarktbebauung besteht eben ausschließlich in ihrer Ästhetik, und so gesehen würde die vom Autor postulierte 'High tech-Prothese' allenfalls in einer modernen, robusten Errichtungsart liegen, zB in der Materialwahl, also Beton statt Ziegeln, aber keineswegs in der Abkehr des sozusagen axiomatisch als 'Funktionalität' definierten Baustils. Wenn ich mir indes den zweiten Absatz der oben zitierte Stellungnahme durchlese, bin ich gerne bereit, den Autor von allfälligen Versuchen, diese Überlegungen nachzuvollziehen, zu dispensieren. Soll er sich doch lieber weiterhin an die von ihm erwähnten 'vielen Kritiker' halten, das wird ihm leichter fallen. Sie sagen es eben so, und da sie ihrer 'vieler' sind, werden sie wohl recht haben.
@Urs K. ..Sie sind der Meinung, mann muss diese Sprüche dass Dresdens Zerstörung ein "Unfall" gewesen sei, einfach so hinnehmen? Da bin ich ganz anderer Meinung! Ich gehe davon aus, dass man hier seine Meinung sagen darf und es hier um einen Diskurs geht. Dem Diskussionspartner vorzuschreiben, er solle sich an die Kritiker halten, weil hier hätte man sich eben mit einer gewissen Grundhaltung abzufinden, ist befremdlich. So etwas gab es in Deutschland schon öfters und weiter will ich gar nicht ausholen. Selbst mit Ihrer immer wieder angesprochenen Jugend und dem Drang alles anders zu machen lässt sich nicht alles entschuldigen...
@Franz Bieberkopf Doch, es gibt ein ganz einfaches logisches Argument für ein historisierendes Gebäude, nämlich eine Baulücke an einem historischen Platzensemble. Warum sollte man hier nicht angepasst bauen? Im Umkehrschluss könnte ich genauso sagen, dass es kein logisches Argument gab, das gegen den Wideraufbau des Gebäudes der Feuerversicherung am Wiener Platz sprach. Brüche dürfen offenbar nur zu Lasten historscher Ensembles angewandt werden. Ich hasse diese Doppelmoral.
Genauso wie die Abstufung der Nutzungen im Baugesetzbuch geregelt ist, so ist auch das sich Einfügen, wenn auch leider zu allgemein, formuliert.
Ihr Beispiel von Chipperfiled wurde von Ihnen oder oder einer anderen Person schon einmal angeführt. Ich kenne das Gebäude auch in Original und finde es nicht angebracht an diesem Ort gegenüber der Museumsinsel, obwohl ich den Bau an sich gar nicht schlecht finde. Es ist doch immer eine Frage der Platzierung an einem bestimmten Ort. In der Alaunstraße könnte ich mir das Gebäude vorstellen, auch wenn es zwischen zwei ehrwürdige Altbauten gewuchtet würde. Der Neumarkt benötigt solche Schockelemente nicht. Einige Gebäude des QF, die Anbauten an Schütz-Haus und Coselpalais sind doch mehr als genug für die paar verstreuten Anhänger der Pseudo-Moderne. Es reicht. Die Mehrheit entscheidet. Wem Dresden zu gemütlich und barock ist, der muss sich als Einzelner eben umorientieren, nicht die Mehrheit der Bürger.
"Es gibt doch auch so viele Argumente für sensiblen Stadtauf- und Umbau, oder?"
Ja, den Neumarkt!
Ich habe doch geschrieben, dass ich den Baukörper des Gewandhauses für den Platzcharakter sogar als föderlich empfunden hätte. Die Fassade war doch der entscheidende Streitpunkt. Insofern brauchte man doch auch kein 1:1 Modell. Gegen den Wideraufbau des alten Gewandhauses hätte sich bestimmt keine so breite Front gebildet.
Wenn die Schweizer das so praktizieren und finanziell gern tragen, so ist das sicherlich nicht zu kritisieren, ich war aber damals der Meinung: Wenn die unbedingt das Gerüst als Platzhalter aufbauen wollen, tun die sich damit keinen Gefallen, denn die Wirkung eines mit Bauplanen bespannten Klotzes ohne maßstabgebende Anschlussbebauung des Jüdenhofes hätte die Entrüstung nur noch weiter in die Höhe getrieben. Daher sah ich dem Versuch entspannt entgegen, mir war nur das Geld zu schade.
Ji hat doch den Angriff auf DD bezüglich der Schwere der Auswirkungen nicht mit einem Unfall auf eine Stufe gesetzt, nur einen Vergleich aus einem anderen Themenbereich bemüht. Deswegen gleich den Diskurs mit ihm/ihr einstellen zu wollen ist ziemlich mimosenhaft. Außerdem ist in den Kommentaren von Ji ja wohl deutlich abzulesen, dass die Zerstörung Dresdens vom Autor keinesfalls als Belanglosigkeit angesehen wird sondern im Gegenteil ihn/sie noch immer sehr traurig stimmt.
Trotz allem möchte ich Sie weiterhin ermutigen mit uns >>Konservativen<< zu diskutieren und ihre Meinung zu vertreten.
Du diskutierst wahrscheinlich am liebsten mit Leuten, die die Zerstörung von Dresden gutfinden, oder wie darf man Deinen Kommentar verstehen? Die Unterstellung, ji habe den Untergang Dresdens als "Unfall" bezeichnet, ist äußerst böswillig und unzutreffend.
Übrigens: Wenn die Vorliebe FÜR Rekonstruktionen (und damit FÜR gute Architektur) "konservativ" ist, dann lasse ich mich gern so nennen. Allerdings finde ich, der Begriff paßt besser auf die Befürworter der ewig gleichen, langweiligen oder brutalen, sich für "modern" haltenden Kisten.
ChrisSGD "… für die paar verstreuten Anhänger der Pseudo-Moderne. Es reicht. Die Mehrheit entscheidet. Wem Dresden zu gemütlich und barock ist, der muss sich als Einzelner eben umorientieren, nicht die Mehrheit der Bürger."
…alles klar! soviel zur Streitkultur. Ein konstruktivesNebeneinander ist in dieser Stadt wohl schwer möglich wies aussieht. Mir gefällt der Neumarkt so wie er jetzt ist auch nicht, aber ich kann es tollerieren. Ich möchte wenigstens noch mene Meinung äußern dürfen!
Dresden hat in allen Epochen Architektur hervorgebracht, die radikale Brüche darstellten und zu Ikonen geworden sind, nicht nur weil sie hübsch anzusehen sind oder eine saubere Fassadengestaltung haben. … Yenidze, Blaues Wunder, Hygienemuseum, Hauptbahnhof, Fernsehturm, Kulturpalast.... etc.
Letzterer wird heute so gerne verteufelt ohne anzuerkennen, daß dieser eine Ikone des auferstehenden Dresdens nach dem Krieg darstellt, der den Bürgern endlich wieder Normalität und Kultur zurückgegeben hat. Damit geht man gleichzeitig verachtend mit der Leistung unserer Großeltern um, die diese Stadt aus dem Schutt gehohlt haben. Wie so oft fehlt der respektvolle Blick für die jüngere Geschichte aber mit der Zeit wird auch der wachsen.
@ Franz Bieberkopf Ich wollte Sie ja nicht aus Dresden verbannen. Natürlich dürfen Sie Ihre Meinung äußern und ich bin auch klar für ein konstruktives Nebeneinander aber am Neumarkt ging es ja nicht um Nebeneinander sondern um eine gezielte Vermischung und damit in den Augen der Mehrheit der Beölkerung um die Verunstaltung eines einheitlichen Bildes.
Darüber brauche ich dann auch nicht länger zu diskutieren und muss auch mal deutlicher werden.
Außerdem kann ich auch manchen heute üblichen Bauformen Positives abgewinnen und es gibt auch da echte Highlights. Ich kann das ohne Probleme zugeben. Was die meisten hier so ärgert, ist das Ignorieren des Bürgerwillens durch das Stadtplanungsamt und die Verunstaltungskommission.
Bei Ihnen passt ja offenbar alles zusammen: Anonym, ein Einzeiler ohne Inhalt, stattdessen die Unterstellung einer bewußten Täuschung der anwesenden Leser.
Normalerweise bittet man den Gegenüber um eine Erklärung oder um eine Quelle und hält sich bis dahin mit einem Urteil zurück.
Ich habe die Aussage nicht "erfunden", sehen Sie bitte:
1. Sächsische Zeitung, 10.07.10:
Mehrheit für historischen Neumarkt Die Dresdner Debatte zum Neumarkt ist auf rege Beteiligung gestoßen. Wie die Stadt zum Abschluss des Projekts mitteilte, haben im Internet mehr als 23000 Nutzer die Seite dresdner-debatte.de besucht. Auch die Info-Box auf dem Neumarkt habe große Resonanz ausgelöst. Die Mehrheit derjenigen, die Vorschläge zur Architektur machten, sprachen sich nach Rathausangaben für eine historische Rekonstruktion des Platzes an der Frauenkirche aus. Allerdings habe es auch Stimmen für moderne Akzente gegeben. Zahlreiche Anregungen seien zu Begrünung, Wasserspielen und Sitzmöglichkeiten gekommen. OB Helma Orosz (CDU) bedankte sich bei den Teilnehmern. Nun sollen die Beiträge ausgewertet werden. Im Herbst befasst sich der Stadtrat damit. (SZ)
Auszug: Die „Gesellschaft Historischer Neumarkt“, die „Pressure Group“ für die Rekonstruktion des Neumarkt-Viertels, rekrutiert ihre überwiegend jungen Mitglieder (Altersdurchschnitt: 48 Jahre) unter anderem in Japan, Australien, Namibia, USA und Kanada. Laut Umfragen weiß der Verein 80 bis 90 Prozent aller Dresdner hinter sich und droht, bis zum Bürgerentscheid zu gehen, wenn die „letzte Chance“ verpasst werde, „die Seele der Stadt“ zu retten.
Auszug: Die CDU-Fraktion habe sich bei ihrer Entscheidung von einer Straßenumfrage leiten lassen (Anmerk. ChriSGD: Was ist daran so negativ?), so Geschäftsführer Jürgen Eckoldt. Von 1000 im November 2007 befragten Bürgern hätten sich über 80 Prozent gegen den Entwurf der Stuttgarter Architekten ausgesprochen. 70 Prozent wollten, dass der Platz frei bleibt.
4. http://www.dresden-lexikon.de/Umfragen/Gewandhaus.php Umfrage Endergebnis am 06.06.07
z.B. die Frage Nr. 6: Soll der Neumarkt grundsätzlich historisch bzw. historisierend aufgebaut werden?
keine Meinung: 1,3 % ja: 70,1 % eher ja: 18,4 % egal: 1,3 % eher nein: 4,7 % nein: 4,3 %
Ich frage mich, mit welchen Menschen Sie verkehren, dass Sie meine Aussage überhaupt ernsthaft in Zweifel gezogen haben. Die Grundstimmung ist ja sowas von klar.
Kunstliebhaber schrieb "@Urs K. ..Sie sind der Meinung, mann muss diese Sprüche dass Dresdens Zerstörung ein "Unfall" gewesen sei, einfach so hinnehmen? Da bin ich ganz anderer Meinung! Ich gehe davon aus, dass man hier seine Meinung sagen darf und es hier um einen Diskurs geht." Irgendwie ist nicht ganz klar, auf was das hinauslaufen soll. Den von Ihnen erwähnten Spruch hat keiner hier gesagt, daher ist Ihre Aufregung, egal in welche Richtung sie zielt, das geht aus Ihren Kommentaren nämlich nicht ganz hervor, ziemlich unnötig. Dass eine minutiös geplante und demgemäß verwirklichte Tat kein "Unfall" ist, erscheint wohl jedem klar, ob er nun konservativ ist oder nicht.
@Dresdner Urgestein (Zitat: "Ich hätte mir gerade an dieser Stelle ein Gebäude gewünscht, welches das junge, aufstrebende und mutige Dresden der Nachwendezeit repräsentiert. Darüberhinaus hätte man mit den Grundstücksgrenzen einen wunderbar zergliederten und unregelmäßigen Platzcharakter mit vielen, kleinen Piazetten gewonnen.") Die Argumente wirken genauso auswendig gelernt wie es das Stadtplanungsamt gerne hätte. Wie soll ein städtebaulicher Bruch ein "junges aufstrebendes" Dresden repräsentieren, wenn die Dresdner (auch die jungen) hier kein solchen Bau haben wollen? Das wäre Selbstbetrug. Die "Piazetten" sind ein Werbebegriff aus den gleichen Kreisen der Stadtverwaltung. Schau dir Proscos QF an. Auch dort ist uns italienisches Flair versprochen worden ("Piazza Nova") und bekommen haben wir graue Retromoderne. Nein nein, mir fehlt der Glaube an die Segnungen der Moderne. Ist schon gut, dass die GHND das "Gewandhaus" verhindert hat.
Zitat Franz B: "Dresden hat in allen Epochen Architektur hervorgebracht, die radikale Brüche darstellten und zu Ikonen geworden sind."
Irgendwann kann man es wirklich nicht mehr hören. Man redet sich den Mund fusselig, zählt ein begründetes Argument nach dem anderen auf, und was bleibt? Plattitüden, die alles ignorieren:
Zitat Franz B: "Fakt ist, dass es kein logisches Argument gibt, welches ein historisierendes Gebäude favorisiert."
Da wird eine Diskussion doch sehr mühsam. (Nicht nur) den Standardtext mit "alle Epochen haben Kontrastarchitektur hervorgebracht" habe ich hier schon mehrfach auseinandergenommen...
Zitat Kunstliebhaber: "Auch wenn man es nicht wahrhaben will, aber der Dresdner Bürger frequentiert eher die Altmarkt Galerie als den Neumarkt."
Was aber weniger mit Architektur oder städtebaulichen Fragen zu tun hat, sondern schlichtweg damit, dass bei sehr vielen Menschen der Konsum eine höhere Priorität genießt als die Auseinandersetzung mit Architektur. ;) Wessen Lebensinhalt daraus besteht, unter der Woche Geld zu verdienen, um es samstags bei H&M, Apple und Mc wieder ausgeben zu können, wird weder eine Ahnung davon haben, wie Dresden vor der Zerstörung ausgesehen hat noch sonst irgendwie einen sensiblen Zugang zu städtebaulichen Identitätsfragen haben.
Ein letztes Mal noch in Kurzform (wer mehr will, soll im Blog zurückblättern): Die Frage, ob Dresden in anderen Epochen radikale Brüche hervorgebracht hat, ist gänzlich uninteressant. Interessant ist unsere aktuelle Epoche. Und in der sehe ich eine kriegszerstörte Stadt, die ihre städtebauliche Identität in großen Teilen eingebüßt hat. Ob der Zwinger damals in eine funktionierende und in übergroßen Teilen harmonische Weltkulturmetropole gepflanzt worden ist, interessiert ebensowenig wie, ob Paris durch La Defense bereichert wird. Abstrakte Architekturdiskussionen lassen eine ganzheitliche Sichtweise vermissen und können dieser Stadt niemals gerecht werden.
Zitat Kunstliebhaber: "Auch wenn man es nicht wahrhaben will, aber der Dresdner Bürger frequentiert eher die Altmarkt Galerie als den Neumarkt."
Auch wenn einige Merkel-propaganda Akteure es nicht wahrhaben wollen, aber der Homo Oeconimuc würde sogar Plaste-Containerlandschaft oder eine öffentliche Toilette frequentieren, solange es dort massenweise nutzlosen Krempel zu Discountpreisen zu kaufen gibt. Schon mal drüber nachgedacht, Herr Schlau? Natürlich nicht.
Als ich am Neumarkt war, quoll er über vor Menschen......sorry, aber wenn Sie dort einen Mangel an Frequentierung sehen, leben Sie getrennt von der Realität. lol
@Stefanius: Na, ich denke schon auch, dass die Altmarktgalerie stärker frequentiert ist. Völlig normal für unsere Shoppinggeneration. An Deinem momentanen Lebensstandort Hannover ist der hässliche Einkaufsbereich um Georg- und Bahnhofstraße ja auch viel stärker frequentiert als die Mini-Altstadt. Dresden hat natürlich den Touri-Bonus, weshalb diese Tatsache nicht ganz so augenscheinlich ist.
Es gibt genügend Menschen, die Städte anhand von Filialen und Einkaufsketten definieren. Bestimmt haben Zerstörung und Nivellierung deutscher Städte auch dazu beigetragen - wo nur noch wenig spezifische Identität vorhanden ist, wird sich in der breiten Masse auch kein Bewusstsein dafür herausbilden.
Ich finde auch, dass man nicht alles von der Frequentierung ablesen kann. Es gibt eben Dinge des täglichen Bedarfs und da gehört ein Museumsbesuch im Albertinum nun mal nicht dazu. Auch wenn ich mich bestimmt nicht als Shopping-Center-Junkie bezeichnen würde (in 2009 gerade mal 1 Einkauf in der Alexa Berlin), bin ich auch öfter im Supermarkt als am Neumarkt. Ich würde auch den Leuten, die sich vorzugsweise in der Altmarktgalerie aufhalten nicht unbedingt jegliches Urteilungsvermögen absprechen. Bei denen steht die Gestaltung ihrer Stadt eben erst an zwanzigster Stelle ihrer Prioritätenliste nach Schminke, Flatscreengröße, H&M ..., aber dennoch haben sie meistens eine Meinung darüber, ob etwas schön oder hässlich ist. Eine intensive Befassung mit dem Thema wird man nicht von allen erwarten können.
Ich finde im Übrigen auch, wie Petersburg, dass der Neumarkt schon wirklich gut frequentiert ist, gerade jetzt im Oktober war in der Sonne kein Tisch frei und rings um die FK herrschte ein reges Treiben. Alles im grünen Bereich.
@The Woerth gefühlt ist das so, allerdings verteilen sich die Menschen auf dem Neumarkt auch anders.
Mir geht es aber um etwas anderes. Wenn Kunstliebhaber und Co Behauptungen aufstellen, erwarte ich das selbige belegt werden. Anderenfalls ist es nicht notwendig sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, mal ganz davon abgesehen, das absolut abwegig ist, die Altmarkt gallerie mit dem Neumarkt zu vergleichen.
79 Kommentare:
Sehr schön, es geht voran! Wird der Jüdenhof übrigens wieder mit den rötlichen, gröberen Steinen gepflastert, so wie er es vor seiner (Schutz-) Asphaltierung war oder werden die gleichen grauen Steine vom Neumarkt genutzt? Ersteres wäre eigentlich charmanter...
Grüße in die Heimat
Sehr gut, dass Du es ansprichst, Topico! Das wäre auch mir ein großes Anliegen - die rötlichen Steine haben dort eine wundervolle Atmosphäre geschaffen, ganz anders als das triste Neumarkt-Bodengrau. Aber irgendwie rechne ich ja nicht damit, dass die Verantwortlichen für so etwas Gespür aufbringen. Ich tippe auf Grau.
Die Stadtplanungsmafia wird mit SICHERHEIT Grau wählen um dem Neumarkt größtmöglichen Schaden hinzuzufügen! TheWoerth wird es wie immer vorher gewusst haben und sich bestätigt sehen, dass es gut war, dieser Stadt den Rücken gekehrt zu haben. Ich werde mich dennoch an dem Platz freuen und mit Lust über das egal-ob-rote-oder-grau Pflaster wandeln. Freundliche Grüße allerseits! :-)
^ Unsachliche Polemik, die NICHTS zu einer konstruktiven Diskussion beiträgt.
Wo bleibt eigentlich Petersburgs allfälliger Verweis auf eine "Graupflasterlobby" die sich auf Kosten der Bürger skupellos bereichert?? Da spielen sich bestimmt wieder Verschwörungen im Hintergrund ab.. Naja Polemik bringt ja nix..
..ach wie schön ist es doch "im süßen zu stechen, um gestochen zu werden..."
KANDELABER!!!! *schnief* Dass ich das noch erleben darf … …
Ehrlich, warum geht das nicht auch am Postplatz oder vorm Bahnhof oder am Altmarkt oder oder oder?????
Solange die Fassaden farbenfroh werden, unkt mich das gepflasterte grau nicht so.
Grau liegt voll im Trend, liebe Leute!^^
...ich seh immer mehr Einfamilienhäuser hier in Stuttgart, überzogen mit dieser Trend-Gräue.
Das Leben scheint einigen zu bunt zu werden...
So auch am Neumarkt: die Buntheit der Rekos läßt sich für einige Zeitgenossen scheinbar nur mit Mausgrau kompensieren.^^
Ich persönlich meine: dieses Pflaster ist zwar nicht schön, aber mit diesem Schmerz kann ich noch am ehesten leben, solang keine weitere Prisco-Passage mit Bunkerfassade und Staffeldach den Neumarkt heim sucht.
Warum überhaupt Pflaster, egal ob grau oder rot? Ich würde eher ein wenig grün begrüßen, auch wenns vielleicht nicht historisch korrekt ist aber eine dem Umfeldambiente entsrpechende Parkanlage mit ein paar Bäumen wäre schön. Wenn ich mich recht erinnere, kann man die Bäume zwischen Kulturpalast und Kurländer an zwei Händen abzählen, was sich im Sommer auch auf das Stadtklima/den Glutofen Altstadt auswirkt.
Selbstverständlich kann auch ich mit einem grauen Pflaster leben, habe nie etwas anderes behauptet. Ich habe hier ein Poster der Frauenkirche an der Wand, über den rötlich gepflasterten Jüdenhof hinweg fotografiert. Traumhaft!
@Basti: ein paar Bäume sind bereits für den Neumarkt "in Planung".
Sie sollen auf dem ehemal. Grundriß des Gewandhauses eingepflastert werden.^^
Und mehr als ein "paar Bäume" sollten es dann bitte auch nicht werden. Zudem so zurechtgestutzt, dass keine bedeutenden Sichtachsen gestört werden und die (hoffentlich originalgetreu rekonstruierten) Fassaden nicht an Dominanz einbüßen. Parkanlagen sind für den zentralsten und wichtigsten Platz der Großstadt Dresden aus städtebaulich-geschichtlich-struktureller Sicht inadäquat.
Als Kind der Achziger bin ich für rot-grünes Neon-Pflaster !! … und noch ein Figus, damits schön gemütlich wird aufm Platz.
Das Gewandhaus als Baukörper wird man vermissen. Konnte in den letzten Tagen nochmal die einschlägigen Canalettos ansehen.. Die Theorie, dass Canaletto das Haus auf seinen Bildernn verschoben hat ist Unfug. Das hat man damals oft so gemacht, um bestimmte Eindrücke zu verstärken und zu betonen. Würde man histoische Gemälde als verbindliche Vorlage sehen, müsste man so einiges an wertvollen Häusern abreisssen..
Warum so verallgemeinernd? Ich werd's nicht vermissen und so pauschalisierend als "Baukörper" gleich gar nicht. Ganz nebenbei: viele (Dresdner wie Touristen), die sich dort auf der kleinen geplanten Grünfläche ausruhen, sicher auch nicht. Gerade an dieser Stelle ist es nämlich nicht egal, wie sich ein Gebäude präsentiert und der geplante Bau, ist nicht mal im Ansatz ein würdiges Gegenüber der Frauenkirche. Es wäre zudem kein Gebäude, das sich unterordnet. Das sollte es aber, denn der Mittelpunkt des
Platzes ist nun einmal die Frauenkirche. Der Neumarkt ist als barockes Gesamtkunstwerk zu begreifen - das müssten sie als Kunstliebhaber doch wissen.
Der Abriss des Renaissance-Gewandhauses war wichtig für die Wirkung des Platzes. (Ist alles nachzulesen in histor. Quellen)
Vor allem im 19 Jhd vorgenommene veränderte Dachformen, Geschossaufbauten und der Neubau der gründerzetlichen Post anstelle des Hotel des Saxe beeinträchtigten das Bild des Platzes schon vor 1945 stark. Darum bin ich auch froh, dass zu rekonstruierende Gebäude ihr barockes Anlitz wiederbekommen und auf die Rekonstruktion der alten Post verzichtet wurde. Außerdem wird das Johanneum ohne GH nicht vollständig vom Platz abgetrennt und zeigt sich bis zur Hälfte als Blickpunkt von der kleinen Kirchgasse oder der Moritzstraße aus kommend. Diese ( und andere) Blickbeziehung(en) wäre(n) mit GH nicht möglich.
Darki; 100% agree! Nur leider weiß ich nicht, was alle immer gegen die Post (ehemals de Saxé) haben, die sah doch voll gut aus! Passte jedenfalls ganz gut ins Ensemble.
@Darki
Was ist denn so toll daran, wenn man aus der Moritzstrasse das Johanneum nur zur Hälfte sieht? Das leuchtet mir nicht ein, zumal das Johanneum eine achssymmetrische Fassade aufweist, die sich in ihrer Breite auf die Dimension des Jüdenhofes (damals noch MIT Gewandhaus) bezieht.
Weil mich das Ganze ja doch interessiert... welche historischen Quellen meinst Du denn genau?
ich persönlich, als Dresdner sprechend, möchte an dieser Stelle auch noch einmal mein außerordentliches Bedauern aussprechen, daß der Entwurf eines modernen Gewndhauses nicht realisiert wurde. Ich halte Argumente gegen ein Gewandhaus als genau so subjektiv wie die Argumente dafür. Ich hätte mir gerade an dieser Stelle ein Gebäude gewünscht, welches das junge, aufstrebende und mutige Dresden der Nachwendezeit repräsentiert. Darüberhinaus hätte man mit den Grundstücksgrenzen einen wunderbar zergliederten und unregelmäßigen Platzcharakter mit vielen, kleinen Piazetten gewonnen. Gerade die unregelmäßige Stadtgliederung macht Dresden im Vergleich zu regelmäßigen Städten wie z.B. Berlin so interessant.
@Kunstliebhaber:
Schau doch einfach auf die Seiten der GHND, da müsstest Du zu dem Thema mehr als fündig werden.
Argumente sind dann nicht subjektiv, wenn sie Tatsachen beschreiben, in diesem Fall z.Bsp. die damaligen Gründe des Abrisses aus rein städtebaulich-ästhetischen Gesichtspunkten. Ebenso sind die stark verzerrten Ansichten von Canaletto eine belegte objektive Tatsache.
Das "junge, aufstrebende und mutige Dresden" hat ja seit der Wende leider auch ne ganze Menge Bockmist gebaut - gerade in städtebaulicher Hinsicht. Diesem Dresden würde ich wahrlich kein Denkmal setzen - wenn schon, dann dem Vorkriegsdresden, das dem heutigen Mythos wenigstens gerecht wurde. :)
Das Thema "Großstädtisch-repräsentativ-barocke Gesamtanlage" oder "Wunderbar zergliederter und unregelmäßiger Platzcharakter" ist tatsächlich eher subjektiven Charakters. In meinen Augen hätte ein modernistisches Gewandhaus den gesamten Neumarkt zerstört und es wäre zudem eine unsensible Unverschämtheit gegenüber den Frauenkirchen-Spendern aus aller Welt gewesen, dieser mit einem völlig überdimensionierten Kubus jegliche Dominanz und Würde zu rauben. Aber was den Dresdnern die Anliegen Auswärtiger bedeuten, haben sie ja zur Genüge mit dem Waldschlösschentheater bewiesen.
Entschuldigung, nach dem ersten Satz meines letzten Kommentars sollte Folgendes stehen:
@Dresdner Urgestein
Ich frage mich, ob es das "junge, aufstrebende und mutige Dresden der Nachwendezeit" gegeben hätte, wenn der Mythos des Vorkriegsdresden nicht noch allgegenwärtig überall vorhanden gewesen wäre. Ich war zur Wendezeit ein kleines Kind und bin mit dem "Nachwendedresden" groß geworden. Mit Stolz werde ich meinen Kindern erzählen können, wie das war, als die Frauenkirche aus Trümmern auferstand...wie sie Stein für Stein wuchs...wie sich neue und alte Steine gegeneinander farblich abhoben...und wie wunderschön es war...als die Silhouette Dresdens wieder komplettiert war...und wie die Ruinen und die Nachkriegsbrachen rings um die Frauenkirche wieder zu ehrwürdigen Gebäuden und die zestörten Flächen wieder zu städtischen Räumen wurden, die dann selbstverständlich sein werden. Ich persönlich fühle meine Generation durch diesen Gewandhausklotz jedenfalls nicht repräsentiert und vielen meiner gleichaltrigen Bekannten geht es ganz genauso.
@Kunstliebhaber: Quelle: GHND-Seite
außerdem frage ich mich, was eine achsymmetrische Fassade ist.
Eine asymmetrische Fassade zum Jüdenhof hin suche ich beim Johanneum vergebens...solange ich die Bilder hier im Blog-Beitrag auch anssehe. Tut mir leid...und alleine um die geht es.
Auf der GHND Seite wird doch auch nur auf das "Canaletto-Argument" abgehoben. Wie gesagt, man hat zu der Zeit häufig Perpektiven verzerrt, um bestimmte Eindrücke besser wiedergeben zu können. Im Unterschied zum lebenden Beobachter vor Ort kann ja der Betrachter eines Bildes nicht den Kopf drehen und sich umsehen. Die alten Meister haben da des öfteren nachgeholfen :-) nicht nur in Dresden. Das taugt m.E. keinesfalls als Begründung für oder gegen irgendwelche städtebaulichen Erwägungen.
Ach so.. ja mit der Symmetrie muss man sich das so vorstellen: In der Mitte ist eine senkrechte Achse und links und rechts davon (in etwa) dieselbe Fassadengliederung. :-)
Ach und nochwas:
Als kritischer Bürger sollte man nicht nur einer einzigen Quelle vertrauen... wer das tut ist meist nicht mehr objektiv sondern ein Lobbyist..
Zu den Perspektiven hier ein (potentiell) erhellender link:
http://www.oppisworld.de/extras/illusionen/bild14.html
Ob das damals gängig war, ist doch völlig irrelevant - jedenfalls taugen diese Ansichten nicht als Grundlage für eine seriöse Diskussion. So großzügig wie auf Canalettos Bildern hat der Neumarkt in real mit Gewandhaus nie gewirkt - erst ohne. Ebenfalls waren die bedeutenden Sichtachsen mit Gewandhaus eingeschränkt bzw. tlw. überhaupt nicht vorhanden.
Mir persönlich reicht ja eigentlich schon das Argument, dass die berühmte Sempersche Ladenfront nur ohne Gewandhaus zum Neumarkt hin wieder hergestellt werden kann.
Und: Es gibt keineswegs nur "eine einzige Quelle". Eindeutige Niederschriften aus der damaligen Zeit belegen die Gründe für den Abriss (leider habe ich hierzu keinen Weblink).
Ihr erhellender Link konnte mich aber leider auch nicht erhellen. ;)
Zitat GHND: "Vor dem Verwaltungsgericht liegt bereits das Neumarkt-Bürgerbegehren. 63 000 Dresdner sprachen sich mit ihrer Unterschrift schon damals implizit gegen einen Gewandhaus-Neubau aus, die Stadt erklärte die Aktion jedoch für unzulässig."
Tja, das Bürgerbegehren ist ein Argument! Was nützt einem das beste Restaurant wenn die Masse zu Mc Donalds rennt! Eine Entscheidung der Masse ist zwar "demokratisch" aber nicht immer die qualitativ beste.
Schon klar. Aber wer entscheidet denn, was die "beste Entscheidung" ist? Sie?
Darum ist es sinnvoll, viele Argumente gegeneinander abzuwägen und zu diskutieren (natürlich nicht "polemisch zu manipulieren", wie es CDU und FDP in Sachen Waldschlösschenbrücke getan haben)- vielleicht kristallisiert sich dann am Ende nicht die "beste", aber doch eine gute Entscheidung heraus. Und evtl. stimmt sie ja sogar mit der Mehrheitsmeinung überein (was im Falle WSB m.E. nicht zutreffend war - Sie sehen, ich kann Ihnen grundsätzlich zustimmen).
Also, was haben Sie zu den anderen vorgetragenen Aspekten zu sagen?
... ob die Manipulation von Perspektiven damals gängig war, ist durchaus von Relevanz. In der Barockzeit war es Mode, Plätze und Räume großzügiger darzustellen, als sie in Wirklichkeit waren. Canaletto hat das z.B. am Markusplatz in Venedig ebenso praktiziert, um zu einer vorteilhafteren Bildkomposition zu kommen. Hätte man also 1903 den Campanile nicht wieder aufbauen dürfen, weil er in Canalettos Veduten an andere Stelle steht als in Wirklichkeit?? Mit Verlaub, das ist doch Unfug und Verbiegung historischer Tatsachen.
Trennen Sie doch einmal den ungeliebten Gebäudeentwurf von stadträumlichen Erfahrungen. Sie werden es selbst sehen, die Bauflucht in Rücklage, für die man sich auf den vermeintlichen Druck aus dem bürgerlichen Lager entschieden hat, ist städtebaulich falsch! Schade.
Ich hätte mir vorstellen können, dass die von den Befürworten des Gewandhauses immer wieder beschworene Abfolge kleinerer Piazetten unter rein stadträumlichen Gesichtspunkten durchaus reizvoll wäre. Allerdings ist die Architektursprache der Gegenwart, sich selbst immer weiter bis zum aussagelosen Nichts minimalisierend, nicht in der Lage, eine solche städtebauliche Aufgabe zu meistern. Schaut man sich das Hotel am Dr.-Külz-Ring oder den Wisldruffer Kubus an - beides von Fachleuten prämierte und wortgewaltig gepriesene bauliche Armutszeugnisse – dann verbietet es sich geradezu, eine solche Baumasse der Gestaltungsarmut der Moderne anzuvertrauen.
@Kunstliebhaber:
Das müssen Sie mir nicht erklären - ich verstehe allerdings die Schlüsse nicht, die Sie aus Canalettos Manipulationen ziehen. Ich leite aus diesen Tatsachen ab, nicht besagter Verklärung zu verfallen, sondern den stadträumlichen Tatsachen ins Auge zu schauen. Und wie ich weiter oben erklärt habe, ziehe ich daraus den Schluss: Kein Gewandhaus.
Sie wollen Ihre These, der Nichtwiederaufbau wäre "städtebaulich falsch" damit begründen, dass ich es "selbst sehen" werde, wenn ich losgelöst vom Entwurf nur den Stadtraum getrennt betrachte? Entschuldigung, aber das ist keine Argumentation. Warum sollte das denn Ihrer Meinung nach der Fall sein? Meinen Standpunkt habe ich bereits verdeutlicht, ganz unabhängig vom Entwurf.
@ Dresdner Urgestein
Ich respektiere Ihre Meinung, dass der Verzicht auf den Neubau des Gewandhauses eine verpasste Chance sei. Ich kann Ihnen jedoch in Ihrer Beurteilung das Gewandhaus hätte das "junge, aufstrebende und mutige Dresden der Nachwendezeit" symbolisiert nicht beipflichten. Nach Umfragen und persönlichen Erfahrungen ist es gerade die junge Generation, die den historischen Wiederaufbau befürwortet, die gerne in Altbauten lebt und das Flair von Studentenstädten wie Freiburg, Tübingen, Heidelberg oder Marburg liebt. Da hat man der Jugend in Düsseldorf den im Design ihrer Wohnzimmerschränke ähnlichen Zollhof errichtet und trotzdem spielt sich das Leben ein paar hundert Meter weiter in der "Altstadt" und am Rathausufer ab. Wen wunderts. Es gibt eben immer noch einen Unterschied zwischen dem perfekten Aussehen eines Produktes und dem idealen Mehrheits-Wohlfühlcharakter eines Ortes. Mit dem Gewandhaus hätte man die Kulturpalastproblematik ohne Not bis den Neumarkt herangetragen, die Zersplitterung des Ensembles bewußt in Kauf genommen. Als wenn es nicht schon genug Probleme gäbe.
Die Bevölkerung hat den Bau abgelehnt, Bürger und Touristen wünschen sich Sitzgelegenheiten und ein wenig Grün, die Investoren bauen auch ohne Gewandhaus, es besteht womöglich die Chance die Keller unter dem Grundstück durch die Einrichtung eines Friedensmuseums öffentlich zugänglich zu machen - fertig.
Und wenn Sie Mut ansprechen, dann ist für mich der Versuch den Wiederaufbau zu wagen wesentlich ambitionierter als einfach eine "zeitgemäße" Architektur zu realisieren. Wer wusste denn Anfang der 90er ob jemals genug Spenden für die Fauenkirche zusammenkommen und ob es überhaupt Investoren geben würde, die sich bezüglich der Fassadengestaltung derartige fesseln anlegen lassen würden. Inzwischen sind wir schlauer, die Spenden flossen und die Investoren erkannten die Chance der Rekonstruktion.
Städtebaulich stimme ich Ihnen zu, dass eine vorgerückte Fassade die Gliederung des Platzes noch ein wenig reizvoller gestaltet hätte. Aber die parasitische Gewandhauslösung als bewusster unnötiger Gegenpol zur Frauenkirche war dafür schlichtweg zu stümperhaft in Fassadengestalt und Anschluss an die Nachbargebäude. Und die Bezeichnung Piazetta wird den Teilräumen am Neumarkt sicherlich eher ohne Gewandhaus gerecht als mit diesem unitalienischem Koloss.
Dresden hatte und hat genug Raum außerhalb des Neumarktbereiches um sich auch als Heimat "moderner" Architektur zu profilieren. Dafür bin ich sogar sehr, aber dann bitte richtig - spektakulär, einzigartig dabei aber ensemblefähig und die Blickachsen auf die Altstadt wahrend.
Zitat Chris: "Mit dem Gewandhaus hätte man die Kulturpalastproblematik ohne Not bis den Neumarkt herangetragen."
Wunderbar!
Zitat Chris: "dann ist für mich der Versuch den Wiederaufbau zu wagen wesentlich ambitionierter als einfach eine "zeitgemäße" Architektur zu realisieren."
Wobei sich hier die Frage stellt, welche der beiden Optionen zeitgemäßer wäre. ;)
Auf mich macht die Diskussion um das Gewandhaus einen manipulierten Eindruck und hinterlässt einen unbefriedigenden Eindruck. Über den Gebäudeentwurf lässt sich sicher streiten, aber eine größere Dichte hätte dem Umfeld der Frauenkirche ganz gut getan. Ausserdem gibt es mit dem Johanneum ja wie gesagt einen Bau, der in seiner Anlage auf den Jüdenhof MIT Gewandhaus Bezug nimmt. Allerdings spielt da auch ein subjektives Raumempfinden ein Rolle. Ich glaube, dass hierbei viele, die jetzt aggressiv und dem Herdentriebe folgend gegen die Bebauung des Grundstücks gewettert haben, sich nicht ausreichend mit städtebaulicher Raumbildung befasst haben. Es wäre sicher günstig gewesen, ein 1.1 Modell vor Ort zu sehen, da wären vermutlich einige zu einem anderen Schluss gelangt.
Es ist im übrigen auch unverständlich, warum vielen hier das Wort "Mut" solche Schwierigkeiten bereitet. Die Theorie, dass "moderne" Architektur nichts brauchbares hervorgebracht hätte, ist doch völlig unhaltbar und unsinnig. Zu jeder Zeit hat es neue Formen und Stile gegeben, die oft zunächst irritiert und verunsichert haben. Auch auf die Formensprache des Barock trifft dies übrigens ebenfalls und ganz besonders zu. Auch die hier oft angesprochenen "Brüche" hat es schon immer gegeben. Nur sind "Brüche" zwischen zwei vertrauten Stilen offenbar unauffälliger als Brüche zwischen Neuem und Altem.
Zitat Kunstliebhaber: "da wären vermutlich einige zu einem anderen Schluss gelangt"
Wie kommst Du zu dieser Vermutung? Ich habe immer noch keine überzeugenden Argumente gehört.
Und zum anderen Thema: Wie üblich wird einfach völlig übergangen, dass Dresden im Zweiten Weltkrieg im Stadtzentrum komplett ausgelöscht und seiner Identität beraubt worden ist. Die Frage der abstrakten Architekturform stellt sich hier überhaupt nicht, stattdessen sollten die Aspekte "Sensible Stadtreparatur" und "Rückgewinnung von Identität" im Fokus stehen. In Paris kann man von mir aus darüber diskutieren, ob "Brüche" notwendig sind oder nicht und sich zudem über die Definition dieses Ausdrucks streiten. Aber nicht in kriegszerstörten deutschen Städten! Ein falsch verstandener Mut hat hier nichts zu suchen, Vernunft und Einfühlungsvermögen sind gefragt - und leider wäre ja genau das in unserer heutigen Zeit mutig, weil ein gehöriger modernistischer Globalisierungswind durchs Land bläst...
@The WoertH:
du sagst es! Stadtreparatur, d.h. Rückgewinnung von verlorener kultureller Identität steht hier an dieser Stelle zur Debatte, sonst nichts! Und diese Identität KANN eben "moderne" Bauform nicht geben!
Aber es gibt anscheinend noch immer Leute die das nicht begriffen haben.
Welche kulturelle Identität wollen Sie denn zurückgewinnen?? Das Dresden vom 12.02.1945?? Nicht wirklich, oder? Das Dresden der Barockzeit?? Nicht ernsthaft hoffe ich..
Kulturelle Identität ist per se aktuell und lässt sich nicht "rückgewinnen" sondern muss immer neu erfunden werden. Auch Ihre Weltanschauung ist natürlich Bestandteil der aktuellen kulturellen Identität. Allerdings müssen Sie akzeptieren, dass kulturelle Identität heutzutage auch mit Vielfalt und mit Meinungsfreiheit zu tun hat.
Im Übrigen will ich hier gar ich für das neue Gewandhaus sprechen. Dafür verstehe ich zu wenig von Architektur. Aber lassen Sie sich doch einmal ein paar neue Argumente einfallen, um die Diskussion zu beleben.:-)
also, Herr "Kunstliebhaber": manche Dinge sind doch ganz einfach: Ich für meinen Teil (und da spreche ich wohl aus dem Herzen der Mehrheit) fühle mich am wohlsten, dort wo mich alte Bauformen umgeben, die einladend wirken und zum Verweilen einladen. Ob als Reko oder im Original tut dabei nichts zur Sache. Und warum sind hostor. Architekturformen so anziehend? Weil sie eine warme, angenehme Sprache sprechen und ich mich deshalb mit Ihnen identivizieren kann!
Vielleicht suchen Sie sich mal selbst die Antwort darauf zu geben,warum es die meisten Menschen heute immer in die Altstadt zieht, und nicht in die Viertel mit "moderner" (was ist das eigentlich) Architektur.
Deshalb finde ich es so wunderbar zeitgemäß, wenn qualitativ hochwertige Rekos entstehen!^^ Das ist-wie schon erwähnt-nur noch nicht bei allen durchgedrungen...
Zum Thema Brüche: Die Brüche vergangener Epochen können nicht mit dem Bruch der Flächenzerstörungen im 2. WK gleichgesetzt werden! Die bspw. durch die Hochhäuser der Vorkriegszeit in Berlin gesetzten architektonischen Kontraste waren für das Stadtbild bereichernd, die Hochhäuser nach dem Kriege hingegen nicht mehr, da die Dominanz der historisch gewachsenen Baumasse in vielen Bereichen der Stadt nicht mehr gegeben war.
Zum Thema Identität: Unsere Identität als Deutsche ist eine von den kulturellen Verlusten des 2. WK stark geprägte Identität. Dieser Verlust wird unterschiedlich stark empfunden, ist aber objektiv nicht wegzudiskutieren. Insofern hat das Anliegen, die verlorenen, über Jahrhunderte gewachsenen historischen Stadtbilder wenigstens in Ansätzen zurückzugewinnen, seine Berechtigung (auch wenn eine Replik das Original nie vollwertig ersetzen kann, keine Frage!).
Zitat Kunstliebhaber:
"Aber lassen Sie sich doch einmal ein paar neue Argumente einfallen, um die Diskussion zu beleben."
Da sollten Sie vielleicht einmal mit gutem Beispiel voran gehen. Von Ihnen habe ich hier bisher nicht allzu viele Argumente gelesen - Ihre Stärken scheinen eher darin zu liegen, Thesen in den Raum zu werfen. Ebenso würde es die Diskussion beleben, wenn Sie auf von anderen (z.Bsp. mir) geäußerte Argumente eingehen würden anstatt diese der Einfachheit halber zu ignorieren.
@Tour DD und The Woerth: ihr habt es erfasst und treffend auf den Punkt gebracht!
Ein großer Geist, wie Hermann Hesse, schrieb in seinen Nachkriegsmemoaren erschütternde Worte über das Schicksal deutscher Städte und den ungeheuren Schatz dem wir beraubt wurden.
Diesen bezeichnete er Angesichts der lieblos-funktionalen Nachkriegsarchitektur als "erziehende, moralbildene Äthetik", die er als das "Langzeitgedächtnis unserer Nation" bezeichnete.
Ich bin sehr froh, daß in Dresden (allen Ewiggestrigen zum Trotz) die Chance wargenommen wird, ein Stück Identität, und mit ihr ein Stück Lebensqualität, zurück zu gewinnen.
Zitat der Wolf: "allen Ewiggestrigen zum Trotz"
:-)
@Kunstliebhaber
Wenn Ihnen der Arm durch einen Unfall genommen wird, was wollen Soe dann? Wollen Sie Ihren Arm am liebsten zurück oder einen Betonwürfel an Ihrer Schulter? Verstehen Sie, wie es vor allem dem Herzen von Dresden geht? Und verstehen Sie, was der einzig richtige Weg sein muss?
@ the woerth
"Wobei sich hier die Frage stellt, welche der beiden Optionen zeitgemäßer wäre. ;)"
Hmm, mir fällt es wirklich von Mal zu Mal schwerer die Worte "modern" und "zeitgemäß" zu benutzen, da diese eine positive Wertung beinhalten, gemäß dem Glauben, dass alles Moderne und Zeitgemäße grundsätzlich gut ist. Bloß weil es Dr. Alban und Haddaway gab, ist ja Mozart noch lange nicht unmodern und allemal langlebiger. So ist das eben auch mit den Baustilen. Wir brauchen neue Worte! Vielleicht "zwischenmodern" und "teilzeitgemäß".
@Kunstliebhaber
"Es wäre sicher günstig gewesen, ein 1.1 Modell vor Ort zu sehen, da wären vermutlich einige zu einem anderen Schluss gelangt."
Die Menschen haben das Gewandhaus doch nicht wegen der Unwissenheit über städtebauliche Raumbildung abgelehnt. Dagegen hätte sich wohl kaum einer aufgelent, da vor ein paar Jahren bestimmt keine 10 % der Bevölkerung den Neumarktgrundriss vor Augen hatten. Städtebaulich gibt es die zwei gegenüberstehenden Argumente Raumbildung contra Sichtachsen, beide absolut gerechtfertigt, wobei ich eher zur Raumbildung tendiere. Die Menschen mochten einfach diesen aufdringlichen Baukörper nicht, der einfach nur der Provokation wegen so aussehen sollte. Das kann doch nicht das Ziel sein, dass die Menschen auf dem Neumarkt, anstatt über die Frauenkirche zu staunen kopfschüttelnd vor dem Gewandhaus stehen. Wer seinen Auftrag als Architekt oder Stadtplaner so interpretiert, handelt zu Gunsten seines Egos und der Freude über den Ärger der Bürger.
Was hätte der Aufbau dieser 1:1 Gerüst-Gewandhaus-Attrappe gekostet, waren das nicht über 100.000 Euro? Ein Glück, dass man darauf in Zeiten von CAD-Visualisierungen verzichtet hat. Das wäre für mich ein Fall für das Schwarzbuch des Steuerzahlerbundes gewesen. Dieser Logik folgend müssten auch alle Parlamentarier mal einen Monat ins Gefecht nach Afghanistan ziehen, als Arzt im Krankenhaus Endlosschichten schieben und vom Gehalt einer Friseurin sich selbst und ein Kind ernähren.
@ChriSGD Also da muss ich ja schmunzeln.. so ein pathetischer Vergleich.. In der Schweiz praktiziert man das Vorgehen mit 1 zu 1 Modellen sehr erfolgreich. Kein Bürger kann dann sagen er wäre getäuscht worden.. und CAD Visualisierungen sind in der Abbildung von Stadtperspektiven noch manipulativer als Canalettos Veduten..:-)
@Ji Ihr gequälter Pathos instrumentalisiert in schmerzhafter und beschämender Weise den Horror der Kriegszerstörung. Das scheint hier überhaupt als wichtiges "Argument" zu gelten. Ich finde das unlauter und ich sehe den von Ihnen als zwingend unterstellten Weg von der Bombennacht zum Barocknachbau nicht. Es gibt doch auch so viele Argumente für sensiblen Stadtauf- und Umbau, oder?
@ ji Ihr Prothesenvergleich trifft es übrigens ziemlich gut. Viele Kritiker vergleichen ja die neubarocken Fassaden am Neumarkt mit einer grotesken Prothese, die das richtige Glied nur dem Anschein nach nachstellen kann, es aber hinsichtlich der Funktionalität nie wird ersetzen können. Wenn Sie mich schon fragen, was mir nach einem solchen Unfall lieber wäre, ich würde mich für eine High Tech Prothese entscheiden, die mir maximal viel Funktionalität zurückgibt.
Aber es fällt mir trotzdem schwer jemandem zu antworten, der allen Ernstes Dresdens Zerstörung im II. Weltkrieg mit einem "Unfall" vergleicht... Dass hier eine extrem konservative Grundstimmung herrscht ist ja bekannt, aber mit Leuten solcher Gesinnung will ich nicht diskutieren, egal worüber.
Wenn sensibler Stadtauf- und Umbau im Dresdner Zentrum gebaute Realität wäre, wäre ich offen für Ihre Argumentation. Gerade die Sensibilität ist es, die ich vermisse, siehe Altmarkt-Galerie oder Wilsdruffer Kubus direkt gegenüber vom Zwinger. Diese Sensibilität finde ich nur in den Randlagen; im Zentrumm aber wird fast ausschließlich auf dem - meines Erachtens gescheiterten - Konzept des architektonischen Kontrast gearbeitet, auch wenn das in Jury-Beiträgen immer wieder von sogenannter "Bezugnahme" die Rede ist. Die gebaute Realität sieht dann meist anders aus...
@Tour Dresden .. Da haben Sie leider recht. Gerade die grossen Shopping Malls sind von Ihren Entwicklern kompromisslos auf den Massenbedarf hin zugeschnitten. Städtebaulich halte ich gerade die Innenhofbebauung der Altmarktgalerie für bedauerlich. Allerdings muss man den Erfolg dieser Strukturen anerkennen.. Auch wenn man es nicht wahrhaben will, aber der Dresdner Bürger frequentiert eher die Altmarkt Galerie als den Neumarkt..
Touristen und Besucher aus aller Welt kommen nur mehrfach nach Dresden, wenn diese in Dresden ein angenehmes und warmes, barockes Stadtbild sehen können. Alles Andere haben diese auch zu Hause in Ihren Städten genug. Von so etwas hängt der Wohlstand einer Stadt entscheidend ab. Und das beste Beispiel hierfür gibt Schloss Neuschwanstein in Bayern her. Eiskalte moderne Architektur wirkt wohl kaum anziehend auf Normalos.
@ Tourdresden … Negativbeispiele lassen sich sicherlich zu genüge anfinden, sollten doch aber nicht pauschal als Maßstab stehen, was zeitgenössische Architektur im Stande ist zu leisten! Grundsätzlich will doch niemand Rekonstruktionen verbieten. Dogmatisch wird es erst, wenn andere Meinungen vehement bekämpft und nicht toleriert werden. Fakt ist, dass es kein logisches Argument gibt, welches ein historisierendes Gebäude favorisiert. Es gibt Dresdner die sich eine zeitgenössische Architektur wünschen und es gibt Dresdner die sich historisierende Architektur wünschen.
Beispiele für "moderne" Architektur, die hervorragend in ein historisches Umfeld paßt und dieses positiv aufwertet gibt es zu genüge!
http://en.urbarama.com/project/gallery-building-am-kupfergraben-10
kunstliebhaber hat gesagt…
"@ ji Ihr Prothesenvergleich trifft es übrigens ziemlich gut. Viele Kritiker vergleichen ja die neubarocken Fassaden am Neumarkt mit einer grotesken Prothese, die das richtige Glied nur dem Anschein nach nachstellen kann, es aber hinsichtlich der Funktionalität nie wird ersetzen können. Wenn Sie mich schon fragen, was mir nach einem solchen Unfall lieber wäre, ich würde mich für eine High Tech Prothese entscheiden, die mir maximal viel Funktionalität zurückgibt.
Aber es fällt mir trotzdem schwer jemandem zu antworten, der allen Ernstes Dresdens Zerstörung im II. Weltkrieg mit einem "Unfall" vergleicht... Dass hier eine extrem konservative Grundstimmung herrscht ist ja bekannt, aber mit Leuten solcher Gesinnung will ich nicht diskutieren, egal worüber"
Dieser Kommentar ist leider nicht besonders schlau. Die Funktionalität der neuen alten Neumarktbebauung besteht eben ausschließlich in ihrer Ästhetik, und so gesehen würde die vom Autor postulierte 'High tech-Prothese' allenfalls in einer modernen, robusten Errichtungsart liegen, zB in der Materialwahl, also Beton statt Ziegeln, aber keineswegs in der Abkehr des sozusagen axiomatisch als 'Funktionalität' definierten Baustils.
Wenn ich mir indes den zweiten Absatz der oben zitierte Stellungnahme durchlese, bin ich gerne bereit, den Autor von allfälligen Versuchen, diese Überlegungen nachzuvollziehen, zu dispensieren. Soll er sich doch lieber weiterhin an die von ihm erwähnten 'vielen Kritiker' halten, das wird ihm leichter fallen. Sie sagen es eben so, und da sie ihrer 'vieler' sind, werden sie wohl recht haben.
@Urs K. ..Sie sind der Meinung, mann muss diese Sprüche dass Dresdens Zerstörung ein "Unfall" gewesen sei, einfach so hinnehmen? Da bin ich ganz anderer Meinung! Ich gehe davon aus, dass man hier seine Meinung sagen darf und es hier um einen Diskurs geht. Dem Diskussionspartner vorzuschreiben, er solle sich an die Kritiker halten, weil hier hätte man sich eben mit einer gewissen Grundhaltung abzufinden, ist befremdlich. So etwas gab es in Deutschland schon öfters und weiter will ich gar nicht ausholen. Selbst mit Ihrer immer wieder angesprochenen Jugend und dem Drang alles anders zu machen lässt sich nicht alles entschuldigen...
@Franz Bieberkopf
Doch, es gibt ein ganz einfaches logisches Argument für ein historisierendes Gebäude, nämlich eine Baulücke an einem historischen Platzensemble. Warum sollte man hier nicht angepasst bauen? Im Umkehrschluss könnte ich genauso sagen, dass es kein logisches Argument gab, das gegen den Wideraufbau des Gebäudes der Feuerversicherung am Wiener Platz sprach. Brüche dürfen offenbar nur zu Lasten historscher Ensembles angewandt werden. Ich hasse diese Doppelmoral.
Genauso wie die Abstufung der Nutzungen im Baugesetzbuch geregelt ist, so ist auch das sich Einfügen, wenn auch leider zu allgemein, formuliert.
Ihr Beispiel von Chipperfiled wurde von Ihnen oder oder einer anderen Person schon einmal angeführt. Ich kenne das Gebäude auch in Original und finde es nicht angebracht an diesem Ort gegenüber der Museumsinsel, obwohl ich den Bau an sich gar nicht schlecht finde. Es ist doch immer eine Frage der Platzierung an einem bestimmten Ort. In der Alaunstraße könnte ich mir das Gebäude vorstellen, auch wenn es zwischen zwei ehrwürdige Altbauten gewuchtet würde. Der Neumarkt benötigt solche Schockelemente nicht. Einige Gebäude des QF, die Anbauten an Schütz-Haus und Coselpalais sind doch mehr als genug für die paar verstreuten Anhänger der Pseudo-Moderne. Es reicht. Die Mehrheit entscheidet. Wem Dresden zu gemütlich und barock ist, der muss sich als Einzelner eben umorientieren, nicht die Mehrheit der Bürger.
...Mehrheit der Bürger?? ??? Wirklich???? Das ist erfunden!
@Kunstliebhaber
"Es gibt doch auch so viele Argumente für sensiblen Stadtauf- und Umbau, oder?"
Ja, den Neumarkt!
Ich habe doch geschrieben, dass ich den Baukörper des Gewandhauses für den Platzcharakter sogar als föderlich empfunden hätte. Die Fassade war doch der entscheidende Streitpunkt. Insofern brauchte man doch auch kein 1:1 Modell. Gegen den Wideraufbau des alten Gewandhauses hätte sich bestimmt keine so breite Front gebildet.
Wenn die Schweizer das so praktizieren und finanziell gern tragen, so ist das sicherlich nicht zu kritisieren, ich war aber damals der Meinung: Wenn die unbedingt das Gerüst als Platzhalter aufbauen wollen, tun die sich damit keinen Gefallen, denn die Wirkung eines mit Bauplanen bespannten Klotzes ohne maßstabgebende Anschlussbebauung des Jüdenhofes hätte die Entrüstung nur noch weiter in die Höhe getrieben. Daher sah ich dem Versuch entspannt entgegen, mir war nur das Geld zu schade.
Ji hat doch den Angriff auf DD bezüglich der Schwere der Auswirkungen nicht mit einem Unfall auf eine Stufe gesetzt, nur einen Vergleich aus einem anderen Themenbereich bemüht. Deswegen gleich den Diskurs mit ihm/ihr einstellen zu wollen ist ziemlich mimosenhaft. Außerdem ist in den Kommentaren von Ji ja wohl deutlich abzulesen, dass die Zerstörung Dresdens vom Autor keinesfalls als Belanglosigkeit angesehen wird sondern im Gegenteil ihn/sie noch immer sehr traurig stimmt.
Trotz allem möchte ich Sie weiterhin ermutigen mit uns >>Konservativen<< zu diskutieren und ihre Meinung zu vertreten.
@kunstliebhaber:
Du diskutierst wahrscheinlich am liebsten mit Leuten, die die Zerstörung von Dresden gutfinden, oder wie darf man Deinen Kommentar verstehen? Die Unterstellung, ji habe den Untergang Dresdens als "Unfall" bezeichnet, ist äußerst böswillig und unzutreffend.
Übrigens: Wenn die Vorliebe FÜR Rekonstruktionen (und damit FÜR gute Architektur) "konservativ" ist, dann lasse ich mich gern so nennen. Allerdings finde ich, der Begriff paßt besser auf die Befürworter der ewig gleichen, langweiligen oder brutalen, sich für "modern" haltenden Kisten.
ChrisSGD "… für die paar verstreuten Anhänger der Pseudo-Moderne. Es reicht. Die Mehrheit entscheidet. Wem Dresden zu gemütlich und barock ist, der muss sich als Einzelner eben umorientieren, nicht die Mehrheit der Bürger."
…alles klar! soviel zur Streitkultur. Ein konstruktivesNebeneinander ist in dieser Stadt wohl schwer möglich wies aussieht. Mir gefällt der Neumarkt so wie er jetzt ist auch nicht, aber ich kann es tollerieren. Ich möchte wenigstens noch mene Meinung äußern dürfen!
Dresden hat in allen Epochen Architektur hervorgebracht, die radikale Brüche darstellten und zu Ikonen geworden sind, nicht nur weil sie hübsch anzusehen sind oder eine saubere Fassadengestaltung haben. … Yenidze, Blaues Wunder, Hygienemuseum, Hauptbahnhof, Fernsehturm, Kulturpalast.... etc.
Letzterer wird heute so gerne verteufelt ohne anzuerkennen, daß dieser eine Ikone des auferstehenden Dresdens nach dem Krieg darstellt, der den Bürgern endlich wieder Normalität und Kultur zurückgegeben hat. Damit geht man gleichzeitig verachtend mit der Leistung unserer Großeltern um, die diese Stadt aus dem Schutt gehohlt haben. Wie so oft fehlt der respektvolle Blick für die jüngere Geschichte aber mit der Zeit wird auch der wachsen.
@ Franz Bieberkopf
Ich wollte Sie ja nicht aus Dresden verbannen. Natürlich dürfen Sie Ihre Meinung äußern und ich bin auch klar für ein konstruktives Nebeneinander aber am Neumarkt ging es ja nicht um Nebeneinander sondern um eine gezielte Vermischung und damit in den Augen der Mehrheit der Beölkerung um die Verunstaltung eines einheitlichen Bildes.
Darüber brauche ich dann auch nicht länger zu diskutieren und muss auch mal deutlicher werden.
Außerdem kann ich auch manchen heute üblichen Bauformen Positives abgewinnen und es gibt auch da echte Highlights. Ich kann das ohne Probleme zugeben. Was die meisten hier so ärgert, ist das Ignorieren des Bürgerwillens durch das Stadtplanungsamt und die Verunstaltungskommission.
@ Anonym 29. Oktober 2010 16:00
Bei Ihnen passt ja offenbar alles zusammen: Anonym, ein Einzeiler ohne Inhalt, stattdessen die Unterstellung einer bewußten Täuschung der anwesenden Leser.
Normalerweise bittet man den Gegenüber um eine Erklärung oder um eine Quelle und hält sich bis dahin mit einem Urteil zurück.
Ich habe die Aussage nicht "erfunden", sehen Sie bitte:
1.
Sächsische Zeitung, 10.07.10:
Mehrheit für historischen Neumarkt
Die Dresdner Debatte zum Neumarkt ist auf rege Beteiligung gestoßen. Wie die Stadt zum Abschluss des Projekts mitteilte, haben im Internet mehr als 23000 Nutzer die Seite dresdner-debatte.de besucht. Auch die Info-Box auf dem Neumarkt habe große Resonanz ausgelöst. Die Mehrheit derjenigen, die Vorschläge zur Architektur machten, sprachen sich nach Rathausangaben für eine historische Rekonstruktion des Platzes an der Frauenkirche aus. Allerdings habe es auch Stimmen für moderne Akzente gegeben. Zahlreiche Anregungen seien zu Begrünung, Wasserspielen und Sitzmöglichkeiten gekommen. OB Helma Orosz (CDU) bedankte sich bei den Teilnehmern. Nun sollen die Beiträge ausgewertet werden. Im Herbst befasst sich der Stadtrat damit. (SZ)
2.
http://www.welt.de/print-welt/article433491/Eine_Buehne_fuer_die_Frauenkirche.html
Auszug:
Die „Gesellschaft Historischer Neumarkt“, die „Pressure Group“ für die Rekonstruktion des Neumarkt-Viertels, rekrutiert ihre überwiegend jungen Mitglieder (Altersdurchschnitt: 48 Jahre) unter anderem in Japan, Australien, Namibia, USA und Kanada. Laut Umfragen weiß der Verein 80 bis 90 Prozent aller Dresdner hinter sich und droht, bis zum Bürgerentscheid zu gehen, wenn die „letzte Chance“ verpasst werde, „die Seele der Stadt“ zu retten.
3.
http://www.meindresden.info/news/neumarkt/article/kein-neues-gewandhaus-am-neumarkt.html
25.02.08
Auszug:
Die CDU-Fraktion habe sich bei ihrer Entscheidung von einer Straßenumfrage leiten lassen (Anmerk. ChriSGD: Was ist daran so negativ?), so Geschäftsführer Jürgen Eckoldt. Von 1000 im November 2007 befragten Bürgern hätten sich über 80 Prozent gegen den Entwurf der Stuttgarter Architekten ausgesprochen. 70 Prozent wollten, dass der Platz frei bleibt.
4.
http://www.dresden-lexikon.de/Umfragen/Gewandhaus.php
Umfrage Endergebnis am 06.06.07
z.B. die Frage Nr. 6:
Soll der Neumarkt grundsätzlich historisch bzw. historisierend aufgebaut werden?
keine Meinung: 1,3 %
ja: 70,1 %
eher ja: 18,4 %
egal: 1,3 %
eher nein: 4,7 %
nein: 4,3 %
Ich frage mich, mit welchen Menschen Sie verkehren, dass Sie meine Aussage überhaupt ernsthaft in Zweifel gezogen haben. Die Grundstimmung ist ja sowas von klar.
@ChrisGD:
Realitätsverweigerern stehen Fakten nur im Weg, weil für sie der Grundsatz gilt: was nicht sein kann, das nicht sein darf!
Da wird jede Diskussion sinnlos.
Kunstliebhaber schrieb "@Urs K. ..Sie sind der Meinung, mann muss diese Sprüche dass Dresdens Zerstörung ein "Unfall" gewesen sei, einfach so hinnehmen? Da bin ich ganz anderer Meinung! Ich gehe davon aus, dass man hier seine Meinung sagen darf und es hier um einen Diskurs geht."
Irgendwie ist nicht ganz klar, auf was das hinauslaufen soll.
Den von Ihnen erwähnten Spruch hat keiner hier gesagt, daher ist Ihre Aufregung, egal in welche Richtung sie zielt, das geht aus Ihren Kommentaren nämlich nicht ganz hervor, ziemlich unnötig. Dass eine minutiös geplante und demgemäß verwirklichte Tat kein "Unfall" ist, erscheint wohl jedem klar, ob er nun konservativ ist oder nicht.
@Dresdner Urgestein (Zitat: "Ich hätte mir gerade an dieser Stelle ein Gebäude gewünscht, welches das junge, aufstrebende und mutige Dresden der Nachwendezeit repräsentiert. Darüberhinaus hätte man mit den Grundstücksgrenzen einen wunderbar zergliederten und unregelmäßigen Platzcharakter mit vielen, kleinen Piazetten gewonnen.")
Die Argumente wirken genauso auswendig gelernt wie es das Stadtplanungsamt gerne hätte. Wie soll ein städtebaulicher Bruch ein "junges aufstrebendes" Dresden repräsentieren, wenn die Dresdner (auch die jungen) hier kein solchen Bau haben wollen? Das wäre Selbstbetrug. Die "Piazetten" sind ein Werbebegriff aus den gleichen Kreisen der Stadtverwaltung. Schau dir Proscos QF an. Auch dort ist uns italienisches Flair versprochen worden ("Piazza Nova") und bekommen haben wir graue Retromoderne. Nein nein, mir fehlt der Glaube an die Segnungen der Moderne. Ist schon gut, dass die GHND das "Gewandhaus" verhindert hat.
Zitat Franz B: "Dresden hat in allen Epochen Architektur hervorgebracht, die radikale Brüche darstellten und zu Ikonen geworden sind."
Irgendwann kann man es wirklich nicht mehr hören. Man redet sich den Mund fusselig, zählt ein begründetes Argument nach dem anderen auf, und was bleibt? Plattitüden, die alles ignorieren:
Zitat Franz B: "Fakt ist, dass es kein logisches Argument gibt, welches ein historisierendes Gebäude favorisiert."
Da wird eine Diskussion doch sehr mühsam. (Nicht nur) den Standardtext mit "alle Epochen haben Kontrastarchitektur hervorgebracht" habe ich hier schon mehrfach auseinandergenommen...
Zitat Kunstliebhaber: "Dass hier eine extrem konservative Grundstimmung herrscht ist ja bekannt."
Ansichtssache. Ich halte z.Bsp. meine Herangehensweise an Architektur und Städtebau für sehr fortschrittlich und die Ihrige für sehr konservativ. ;)
Zitat Kunstliebhaber: "Auch wenn man es nicht wahrhaben will, aber der Dresdner Bürger frequentiert eher die Altmarkt Galerie als den Neumarkt."
Was aber weniger mit Architektur oder städtebaulichen Fragen zu tun hat, sondern schlichtweg damit, dass bei sehr vielen Menschen der Konsum eine höhere Priorität genießt als die Auseinandersetzung mit Architektur. ;) Wessen Lebensinhalt daraus besteht, unter der Woche Geld zu verdienen, um es samstags bei H&M, Apple und Mc wieder ausgeben zu können, wird weder eine Ahnung davon haben, wie Dresden vor der Zerstörung ausgesehen hat noch sonst irgendwie einen sensiblen Zugang zu städtebaulichen Identitätsfragen haben.
Zitat Chris: "Bloß weil es Dr. Alban und Haddaway gab"
Höre ich als Kind der 90er immer noch gerne und befinde mich damit eindeutig in der Minderheit. ;)
Ein letztes Mal noch in Kurzform (wer mehr will, soll im Blog zurückblättern): Die Frage, ob Dresden in anderen Epochen radikale Brüche hervorgebracht hat, ist gänzlich uninteressant. Interessant ist unsere aktuelle Epoche. Und in der sehe ich eine kriegszerstörte Stadt, die ihre städtebauliche Identität in großen Teilen eingebüßt hat. Ob der Zwinger damals in eine funktionierende und in übergroßen Teilen harmonische Weltkulturmetropole gepflanzt worden ist, interessiert ebensowenig wie, ob Paris durch La Defense bereichert wird. Abstrakte Architekturdiskussionen lassen eine ganzheitliche Sichtweise vermissen und können dieser Stadt niemals gerecht werden.
@ the woerth
Jeder Mensch hat halt so seine dunklen Seiten :-)
Zitat Kunstliebhaber: "Auch wenn man es nicht wahrhaben will, aber der Dresdner Bürger frequentiert eher die Altmarkt Galerie als den Neumarkt."
Auch wenn einige Merkel-propaganda Akteure es nicht wahrhaben wollen, aber der Homo Oeconimuc würde sogar Plaste-Containerlandschaft oder eine öffentliche Toilette frequentieren, solange es dort massenweise nutzlosen Krempel zu Discountpreisen zu kaufen gibt. Schon mal drüber nachgedacht, Herr Schlau? Natürlich nicht.
Als ich am Neumarkt war, quoll er über vor Menschen......sorry, aber wenn Sie dort einen Mangel an Frequentierung sehen, leben Sie getrennt von der Realität. lol
Zitat Kunstliebhaber: "Auch wenn man es nicht wahrhaben will, aber der Dresdner Bürger frequentiert eher die Altmarkt Galerie als den Neumarkt."
Hallo, gibt es denn Quellen welche diese Aussage belegen, oder kannes sein, das Sie versuchen aus gefühlter Wahrnehmung Fakten zu konstruieren?
@Stefanius: Na, ich denke schon auch, dass die Altmarktgalerie stärker frequentiert ist. Völlig normal für unsere Shoppinggeneration. An Deinem momentanen Lebensstandort Hannover ist der hässliche Einkaufsbereich um Georg- und Bahnhofstraße ja auch viel stärker frequentiert als die Mini-Altstadt. Dresden hat natürlich den Touri-Bonus, weshalb diese Tatsache nicht ganz so augenscheinlich ist.
Es gibt genügend Menschen, die Städte anhand von Filialen und Einkaufsketten definieren. Bestimmt haben Zerstörung und Nivellierung deutscher Städte auch dazu beigetragen - wo nur noch wenig spezifische Identität vorhanden ist, wird sich in der breiten Masse auch kein Bewusstsein dafür herausbilden.
Ich finde auch, dass man nicht alles von der Frequentierung ablesen kann. Es gibt eben Dinge des täglichen Bedarfs und da gehört ein Museumsbesuch im Albertinum nun mal nicht dazu. Auch wenn ich mich bestimmt nicht als Shopping-Center-Junkie bezeichnen würde (in 2009 gerade mal 1 Einkauf in der Alexa Berlin), bin ich auch öfter im Supermarkt als am Neumarkt. Ich würde auch den Leuten, die sich vorzugsweise in der Altmarktgalerie aufhalten nicht unbedingt jegliches Urteilungsvermögen absprechen. Bei denen steht die Gestaltung ihrer Stadt eben erst an zwanzigster Stelle ihrer Prioritätenliste nach Schminke, Flatscreengröße, H&M ..., aber dennoch haben sie meistens eine Meinung darüber, ob etwas schön oder hässlich ist. Eine intensive Befassung mit dem Thema wird man nicht von allen erwarten können.
Ich finde im Übrigen auch, wie Petersburg, dass der Neumarkt schon wirklich gut frequentiert ist, gerade jetzt im Oktober war in der Sonne kein Tisch frei und rings um die FK herrschte ein reges Treiben. Alles im grünen Bereich.
@The Woerth gefühlt ist das so, allerdings verteilen sich die Menschen auf dem Neumarkt auch anders.
Mir geht es aber um etwas anderes. Wenn Kunstliebhaber und Co Behauptungen aufstellen, erwarte ich das selbige belegt werden. Anderenfalls ist es nicht notwendig sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen, mal ganz davon abgesehen, das absolut abwegig ist, die Altmarkt gallerie mit dem Neumarkt zu vergleichen.
@chriSGD
Deine Zahlen und die Art der Herleitung erinnern an alte Wahlergebnisse.. und kommen genauso zustande.
Vor Euch kann man echt Angst bekommen..
Als ich "Anonym" gelesen habe, wusste ich schon, was kommt. :)
Kommentar veröffentlichen