Sonntag, 14. August 2011

Residenzschloss Dresden | Riesensaal

Die Sächsische Zeitung lud wieder alljährlich zu ihrer Entdeckertour auf die Baustelle des Dresdner Schloss...
Weitere Teile folgen.





10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sieht für mich sehr edel aus, ich denke ein passender Ort für die Rüstkammer.
Sicher, ist der Raum im Moment noch ein wenig kahl. Mal sehen wie es wirkt wenn die Beleuchtung installiert und die Ausstellungsstücke aufgestellt sind.

Mandridt hat gesagt…

Hier mal Kulkas Standpunkte zum Thema Architektur:


Wenn der Architekt [Anm.: gemeint ist wie schon gesagt Peter Kulka] durch das Dresdner Schloss läuft, freut er sich wie ein kleiner König über seine provokanten Zutaten für das Heiligtum der Dresdner.
[...]
Kulka kratzt sich bei der Erinnerung an die heftigen Debatten am Kopf. [Anm.: im Absatz vorher wurde die heftige Kritik zu seinen Gestaltungen für das Hof-Dach und den Riesensaal beschrieben.] Die Kritik lässt ihn nicht los, sie sitzt nach wie vor in ihm fest wie ein Tumor. Aber ein gutartiger. Architektur bildet die Zeit ab. Kulka schiebt seine Kopfkappe in den Nacken und sagt: "Ich bin der Proletarier unter den Dresdner Architekten, weil ich viel lieber störe als nur harmoniere."
[...]
[Anm.: weiteres Kulka-Zitat] "Die Schönheitssucht der Dresdner legt sich wie Mehltau auf meine Seele." Für ihn darf es auch manchmal so richtig hässlich sein.

(Quelle: aph)

Micha hat gesagt…

Irgendwie scheinen sehr viele Architekten wie Herr Kulka zu denken. Dresden hat schon genug "Störungen" im Stadtbild. Ein bisschen Harmonie und Schönheit könnte der Dresdner Innenstadt nun wirklich nicht schaden.
Kulkas Dach über dem Schlosshof finde ich allerdings sehr gelungen. Der Riesensaal hingegen hat ein Ambiente wie eine Bahnhofswartehalle. Warum ausgerechnet dieser Saal keine Rekonstruktion erfahren hat, bleibt mir ein Rätsel.
Micha

ursus maximus hat gesagt…

Dresden hat eigentlich noch kein Stadtbild, weshalb man nicht gut von "Störungen" sprechen kann.
Der Riesensaal ist nicht einmal schlecht geworden. Dennoch wundere ich mich, dass sich ein heutiger Architekt das antut - diesen eklatanten, unübersehbaren Abfall zu früheren Epochen. Hier wird er in der unmittelbaren Raumabfolge erlebbar.

Anonym hat gesagt…

Damit zukünftige Generationen noch etwas zu rekonstruieren haben.

Philipp hat gesagt…

Gegen die "moderne" Ausgestaltung des Innenraums per se habe ich nichts einzuwenden. Schlimm finde ich allerdings, daß Kulka den Raumeindruck verunstaltet: Durch die integrierten Schaukästen bzw. ihren massiven Überbau an den Längsseiten wirkt der Raum schmäler und länger und hat damit schlechtere Proportionen als das Original.

peter s. burg hat gesagt…

Zitat von Kulka aus einer Rede:


"Die Einmaligkeit Berlins hält mich bis heute im Bann. Die Stadt war in ihrer Vielfalt und Gebrochenheit meine eigentliche „Universität“".


Kulka, der ganz klar "Brüche" und "Störungen" für ein Stadtbild propagiert, setzt offenbar Berliner Maßstäbe für Dresden an. Diese beiden Städte sind historisch und von ihrer Funktion völlig verschieden, abgesehen davon dass Dresden im Gegensatz zu Berlin nahezu Null unzerstörte Altbausubstanz in der Innenstadt hat. Dieser Bruchfetischismus wirkt sich bereits in Berlin negativ aus, aber diese auf Dresden zu übertragen ist katastrophal und grundfalsch. In Berlin steht deswegen im historischen Zentrum noch so viel, weil sich aufgrund der breiten Boulevards und der massiven wilhelminischen Stein-Architektur kein Feuersturm entwickeln konnte wie in den engen Dresdner Gassen und ihren Holzbauten.

Wenn Kulka von einer "Schönheitssucht" der Dresdner spricht, übersieht er dass dies nicht nur die Dresdner haben sondern dass quasi alle Menschen sich nach Schönem sehnen. Wenn er statt dessen eine Hässlichkeitssucht bevorzugt, kann er dies zwar gerne tun, muss sich aber darüber im Klaren sein dass er dann für sich selber baut, und nicht für die Menschen.

PS:
Kulka hat sein Büro natürlich in einem Altbau.....in einem völlig unzerstörten Viertel, also nix mit "unharmonisch" oder "Störungen". Mir scheint, er ist weniger konsequent als er öffentlich behauptet.

Arwed hat gesagt…

Ich war am Sonntag bei der Schloßbesichtung und bin von dem Saal wirklich schwer beeindruckt.
Ich finde ihn großartig, einfach gewaltige Dimensionen. Wenn jetzt der edle Steinboden, die goldenen Wände und die Vitrinen - ganz zu schweigen von den glänzenden Rüstungen im Saal sind, habe ich keine Angst, daß der Saal zu schlicht wird. Man stelle sich jetzt noch eine effektvolle Lichtinszenierung der Ausstellung vor - der Saal wird sicherlich ein Highlight des Schlosses.
Sicherlich ist der Saal keine Rekonstruktion des wunderbaren frühbarocken Saales, aber das war ja auch nicht möglich. Zum ersten ist die Fensterteilung zur Seite der Schloßstraße zu Beginn des 18. Jahrhunderts komplett verändert worden, und zweitens sind die Fenster auf der Hofseite vergrößert worden. Damit hätte man nur die Decke rekonstruieren können und der Rest wäre frei zu erfinden gewesen.
Zudem wird der Riesensaal ja zuallererst ein Aussstellungsraum und nicht wie die Paradezimmer selbst Ausstellungsgegenstand.

Micha hat gesagt…

@Arwed
Vielen Dank für den aufschlussreichen Kommentar über den Riesensaal. Über die veränderte Fensterfront hatte ich nichts gewusst. Da macht die Rekonstruktion dieses Saales tatsächlich keinen Sinn mehr. Um sich ein Urteil erlauben zu können, muss man halt bis zur Fertigstellung abwarten.
Micha

Luik hat gesagt…

@Arwed

Volle Zustimmung! Sehr treffend beschrieben...