Aussicht von der Dachterasse des Verlagshauses der Sächsischen Zeitung (Haus der Presse). Infos zum Hochhaus gibt es hier
26 Kommentare:
Carlo Wedekind
hat gesagt…
Hotel Terrassenufer, Hochhaus am Pirnaischen Platz, der Riesenschornstein in Reick (!!!) müssen weg,
die gesamte Innenstadt (insbesondere Neustädter Markt, der Uferbereich der Pirnaischen Vorstadt) müssen mit kleinteiligen Strukturen (zB Townhouses, vgl. Bilder 1 -3 Osaka) verdichtet werden,
dann wird die Sache langsam rund wie man im Quartier Schützenstrasse (letzten beiden Bilder) bereits erkennen kann.
Aus der Ostra-Allee und dem Viertel hinter der Maxstrasse könnte man noch etwas machen. Sogar das SZ-Hochhaus würde sich einfügen in die Ostra-Allee, wenn man noch ein paar moderne Bauten in die Allee einfügt. Unter "modern" versteh ich allerdings etwas das dem Zeitgeist entspricht.....und das ist NICHT das, was die Architektenlobby uns ständig erzählt. Zeitgeist ist: Europäisch, und Rückkehr zur Vernunft, Rückehr zur Tradition des Bauens anstatt der seit 1919 ad Nauseam gepredigte Bruch mit der Expertise des Bauens.
Die Maxstrasse übrigen ist gutes Beispiel dafür dass auch konventionelle Neubauten halbwegs gut mit dem Historischen harmonieren können. An der Ecke zur Ostraalle ist der Neubau zwar ein bischen arg scharfkantig und aprupt, aber in der Strasse selber find ich ihn beinah gut. Die Maxstrasse wirkt dadurch beinah wie eine Nebenstrasse der Frankfurter Kaiserstrasse, und das ist ein unzertörtes Gründerzeitviertel.
Kurzum, aus dem Viertel kann man noch etwas machen - sofern die Architektenlobby sich endlich besinnt, und wirklich modern baut, d.h., mit dem formensprachlich Zeitgeist korrespondiert, was sie praktisch nie tut. Mit diesen wirren Fenstern (letztes Bild) am Dresdner Volkshaus kann ich mich einfach nicht anfreunden....was soll der Sinn davon sein? Es wirkt nur wirr und hässlich, hat mit Bauen nichts zu tun. Und schon gar nicht mit Wiederherstellung einer zerstörten Stadt. Kolhoff hat Recht, wenn er sagt: "Die Architekten sollten sich endlich selber eingestehen, dass die Qualität einer Stadt sich der konventionellen Architektur verdankt".
Nach dem grässligen Kulturschock der letzten Bilderreihe,gibt es hier wieder beeindruckende Aufnahmen vom schönen Elbflorenz zu sehen. Der herrliche Blick von der Aussichtsterrasse kann kaum vielfältiger sein: ein Umfeld geprägt von schicken Gründerzeithäusern,der Neuen Terrasse,Grünanlagen,Elbidylle und der grandiosen Altstadtsilhouette...
Angesichts der beinahe reaktionären Kommentare, die man hier lesen muss, fällt es fast schwer nicht in resignierende Polemik zu flüchten. Das viele Neubauten eher belanglos daherkommen, kann ich guten gewissens unterschreiben, aber wir leben bitteschön in der Jetztzeit und nicht vor 100 Jahren. Wir müssen uns konstruktiv mit dem Vorhanden auseinandersetzten und können nicht blindlings den Rotstift an alles setzen, was durch das Geschmacksnetz fällt.
Der Reicker Schlot z.B. gehört unter Denkmalschutz gestellt, so majestetisch wie er den point de vue der Wiener Straße bildet.
In Dresden gibt es im Übrigen keine Architektenlobby, und wenn doch, liegt sie verkümmert und geknebelt am Boden. Die viel größere Sorge ist der allmächtige Neumarktverein, der mit seinen ignoranten Unternehmungen selbst das intakte, städtebaulich wie architektonisch wertvolle Ensemble der Wilsdruffer Straße in Frage stellt. Neumarkt, schön und gut, aber die Grenzen muss man erkennen und akzeptieren können.
Die Stadtstruktur Dresdens, wie hier präsentiert, ist zerstückeltes Kleinwerk ohne erkennbare Planung. Das allerschlimmste Verbrechen sind die sanierten Platten, die mit quietschbuntem Eternit und angeschraubten Milchglaskonstruktionen versuchen, die Verbrechen des sozialistischen Schnellbaus zu kaschieren. Sieht alles aus wie aus dem Baumarkt.
Unstädtische Monstren wie dieses arthotel gehören ins Umfeld von Flughäfen, haben aber in der Stadt nichts zu suchen.
Die vorhandene Altbausubstanz scheint mir, soweit man das erkennen kann, vorbildlich renoviert. Die Ergänzungen sollten sich mehr an diese überkommene Strukturen halten, statt dass sich jedes Architekturbüro brüllend in den Vordergrund spielen will.
Auch ein besorgter Dresdner hat gesagt ! Was dieser Herr hier als besorgter Dresdner zum Ausdruck bringt, kann mich und bestimmt viele andere Leser in Rage bringen !! Jawohl, wir leben in der Jetztzeit, Reden und Schreiben, werter Herr, über "Dresden" von der einst "Weltstadt" mit reicher Baukultur ! Nun greifen Sie den Neumarktverein an, wieso ? Diesen Verein kann man nur Danke sagen, daß wenigsten ein kleines Stück von unserem historischen Dresden wieder entsteht !!! Machen Sie sich lieber bitte um die fehl besetzte "Gestaltungskommision" der Stadt Dresden Gedanken Harry
Ich würde mir wünschen, dass das Stadtplanungsamt den Reicker Schlot aus den von Ihnen genannten Grund unter Denkmalschutz stellt!!!
Um den Point de vue noch ein bisschen herauszuarbeiten, könnte ich mir vorstellen, eine vierzig Meter breite Schneise vom Wiener Platz dorthin zu ziehen. Das wäre auch verkehrstechnisch sinnvoll (Stichwort: Stadtautobahn).
Auch bei der Wildsruffer Strasse gebe ich Ihnen vollkommen recht. Vielleicht könnte man dieses wunderschöne geschlossene und vor alle Dingen funktionierende Ensemble noch durch ein paar flankierende Hochhäuser a la Sheikh Zayed Road in Dubai ergänzen.
Sie haben ja so recht. Dem Reaktionären sollte man in der Jetztzeit mit Majestätischem begegnen.
PS, da das Internet ja nichts vergisst: Dieser Beitrag ist Satire, der vom besorgten Dresdner war es meiner Einschätzung wohl auch, oder sollte ich mich irren?
"wir leben bitteschön in der Jetztzeit und nicht vor 100 Jahren."
Ich dachte, Sie wollten nicht in die Polemik abdriften? Was wollen Sie uns dann mit solchen bis zur Unkenntlichkeit abgenutzten polemischen Modernistenfloskeln mitteilen? Und wenn schon, dann machen Sie es richtig: Disneyland, Ewiggestrige, Kutschen, Kaiser und Plumpsklo haben gefehlt!
Die Modernisten mit ihren verstaubten Nachkriegsideologien sind eine Gefahr für Dresden - und nicht ein Verein, der sich mit aller Kraft für eine dresdentypische Bauweise einsetzt.
Der "besorgte Dresdner" ist genau so wenig Dresdner wie ich Chinese bin. Die übliche Propaganda: wer für Konsumzombie-Kultur und Verblödungs-Shopping Malls ist, ist intellektuell - wer sich statt dessen für Baukunst interessiert, ist "reaktionär". Genau, und die Renten sind sicher und die Sparvermögen ebenso....klar, wir sollten mehr auf Experten hören, wie z.B. Herrn Schäuble der das Parlament entmachen möchte. "Vertrauen Sie uns, wir sind Experten", ja klar...
Herr Sorge-Dresdner wünscht sich, dass die Leute wieder obrigkeitshörig werden und vor den Machthabern auf die Knie fallen - Demokratie und Mitbestimmung scheint ihm ein Dorn im Auge zu sein. Das beste aber, was mich wirklich erheitert hat, ist dies hier:
"In Dresden gibt es im Übrigen keine Architektenlobby, und wenn doch, liegt sie verkümmert und geknebelt am Boden".
Erstens sprach niemand von "Dresdner" Architektenlobby, Sie sollten meine Beiträge schon gelesen haben, bevor Sie sie kommentieren, aber Sie sind ja nicht der erste Archiekt der mit der Realität nicht mehr in Verbindung steht. Woher die Kubus-Prediger kommen ist mir eigentlich relativ schnuppe, die Architektenlobby und Spekulanten etc. agieren ja bundesweit , nicht nur in Dresden.
Der Chef der Dresdener bzw. Sächsischen Architektenlobby heisst übrigens Matthias Horst.....und hat sein Büro, so ganz nebenbei, in einem Altbau... - während er täglich seine hasserfüllte Propaganda gegen historische Architektur ablässt und seine Kuben predigt.....das Übliche. Besonders amüsant ist, "geknebelt liegt die arme, arme Architektenlobby am Boden". Wissen Sie was?? Schön wär's! Dann wäre uns nämlich die Ekel-Leichenhalle in der Wilsdruffer erspart geblieben. Ja ja, der arme Herr Marx, die tun mir ja so leid, wie sie "geknebelt" am Boden liegen....der gute Herr Marx, gelernter Maschinenbauer mit ebensolchem Kunstverständnis, kassiert viele tausend Euro für seine Zerstörungswut und mit den Schandflecken, die er über Dresden ausbreitet. Und mit diesem Herrn , der für seine Verbrechen an der Stadt Dresden auch noch das Geld der Dresdner zum Fenster rauswirft, sollen wir mitleid haben, oder wie? Schöner "Dresdner" sind Sie. Sie reden über die Architektenlobby, behaupten es gäbe keine und wissen nicht einmal, wie deren Chef heisst.
Und noch etwas zu ihren falschen Behauptungen über Zeitgeist: wenn Sie angeblich in der Jetztzeitt leben,warum predigen Sie dann ständig ihren Lecorbusier/Mies/Gropius-Unsinn? Der ist 100 Jahre alt.....werden Sie mal modern, lernen Sie Europäische Baukunst. Übrigens, Dresden wurde zerstört, Sie begreifen die Geschichte dieser Stadt noch immer nicht, wollen aber fleissig mitreden. Sie setzen auf eine zerstörte Stadt die selben Maßstäbe an wie für eine unzerstörte, reden ständig papageienhaft von "Zeit". Wie wäre es, sie lassen ihre (ohnehin unzutreffenden) Bemerkungen über Zeit mal weg, und erkennen mal den ORT? Sie müssen sich ausserdem mal die Frage stellen, was Sie eigentlich wollen? Dass Sie und ihre Kollegen die Menschen noch mehr gegen sich aufbringen, und sie immer schlechter bauen? Sehen Sie sich mal die entstellten Gebiete Dresdens an, die Moderne hat versagt, egal wie sehr Sie diese Realität leugnen. Hören Sie auf, die Realität zu leugnen, fangen Sie an, Lösungen zu entwerfen. Aber bitteschön nicht mit ihrem 100 Jahre alten LeCorbusier, denn "wir leben bitteschön in der Jetztzeit und nicht vor 100 Jahren". Kennen Sie diesen Spruch?
Was ich damit sagen will ist, dass der Neumarktverein, sein Bemühen um die Wiederherstellung der Altstadt in allen Ehren, in Dresden eine Haltung einnimmt und befördert, die einen konstruktiven Architekturdiskurs untergräbt. Im Erbegbnis wird von Großteilen der Bevölkerung nur noch eine Form der Gestaltung akzeptiert, jene nämlich, die als vermeintlich "dresdentypisch" versucht nahtlos an die Gestalttraditionen der Gründerzeit anzuknüpfen. Welche Auswüchse das annimmt, konnte man z.B. an den absurden Umbauplänen für den Kulturpalast sehen, damit dieser sich besser in das Bild der "traditionellen" Stadt einfüge. Und selbst der Kommentator auf den Elbfähren weist die Touristen beflissentlich auf die Verschandelung des Stadtbildes durch den Synagogenneubau hin. Bewusstsein herrscht hier nur für eine bestimmte Sache, nicht für das große Ganze.
Die neue Altstadt ist städtebaulich, vielleicht auch architektonisch, in erster Linie aber wirtschaftlich ein (Wieder)Gewinn für die Stadt. In atmospharischer, sozialer und pädagogischer Hinsicht ist sie es nicht. Hotels, Restaurants und Touristen allenthalben, der Dresdner selbst ist zum Zuschauer degradiert. Aber er sieht darüber hinweg, dankbar über das Geschenk, das seiner Stadt gemacht wird. Hier wurde und wird eine Kulisse erbaut, die mit einer intakten bürgerlichen Stadt nichts zu tun hat. Das kann doch niemandes Anspruch sein.
zitat:"Hotels, Restaurants und Touristen allenthalben, der Dresdner selbst ist zum Zuschauer degradiert. Aber er sieht darüber hinweg, dankbar über das Geschenk, das seiner Stadt gemacht wird."
ich bin die letzte woche mal wieder durch mittel-, osteuropa gereist und besuchte dabei prag, bratislava sowie budapest. also demnach wenig bis gar nicht kriegszerstörte städte. glauben dort sieht es an den zentralen plätzen viel anders aus? denken sie das ist ein unikat der "kulissenstadt" dresden?
Anfangs dachte ich Ihre Ausführungen seien ironisch ... Reicker Schlot sollte unter Denkmalschutz gestellt werden ...
Nach ihrem zweiten Beitrag habe ich aber den Eindruck, dass Sie es wirklich ernst meinen.
Ihre Ausführungen sind voller Widersprüche: "Reaktionärem soll ausgerechnet mit Majestätischem begegnet werden - nämlich dem Reicker Schornstein",
"Neue Altstadt ist städtebaulich ein Gewinn, andererseits aber auch sozialer ein Verlust" - nach was überwiegt denn?
usw.
Dass viele Leute mit ihren Geschmacksansichten (Grauenvolle Industrieschornsteine sind als "majestätische Point de vues" unter DENKMALSCHUTZ!!! zu stellen) in Dresden was zu sagen haben, ist ein Grund zur Sorge!!!
Aber die Kulisse der Freiberger Strasse Plattenbau-Wüste, genannt moderne Todeszone, gemischt mit dümmlichen Globalisierungs-McDonalds-BurgerKing Shoppping malls, das ist keine Kulisse, oder wie?
Und vor allem sind Burgerking-Shoppingmalls aus Plaste, in Leichenhallen-architektur mit Kassenbon-Fenstern, die hinten und vorne nicht ins Stadtbild passen, das ist der Weg zur Rückkehr zur "bürgerlichen Stadt" oder wie?
In Ihrem letzte Kommentar zeigen Sie ja wenigstens einen Funken von Realitätssinn. Wenn Sie sich nun auch noch eingestehen können, dass die Moderne versagt hat - was Fakt ist - dann sind wir ein ganzes Stück weiter.
Hätte man die gesamte Innenstadt so aufgebaut wie sie war - technisch und finanziell durchaus möglich - dann wäre die bürgerliche Stadt architektonisch durchaus wiedererstanden. Durch den Bombenangriff , und den vergessen Sie immer wieder, wurde aber nicht nur die Stadt vom Angesicht der Erde gefegt, sondern es wurde auch die Mittel- und Oberschicht vertrieben. Unzählige Dresdner gingen fort, vor dem Berliner Mauerbau. Viele ehemalige Dresdner Traditionsläden verschwanden, wie Kaufhaus Renner, Modehaus Möbius, Café Kreuzkamm und andere, das waren Familienbetriebe. Wie wollen Sie die Menschen, die längst tot sind oder in Amerika, wiederherholen?
Das ist doch nicht die Schuld des Neumarkts oder des Zwingers, entschuldigen Sie bitte. Außerdem, sie hetzen ständig gegen den Neumarkt. Warum nicht gegen den Theaterplatz, den Zwinger, das Schloss, die Frauenkirche? All das war in Ruinen, war alles zerstört, also alles böses "Disneyland".
Ohne die Rekonstruktion, gäbe es Dresden gar nicht mehr. Die Rekonstruktion des historischen Zentrums von Dresden ist der einzige Weg. Wachen Sie endlich auf und begreifen Sie das. Je mehr Sie den Dresdnern den Wiederaufbau ihrer Stadt verbieten wollen, umso mehr schaden Sie ihrer Stadt. Wurde Dresden nicht genug geschadet? Woher Ihre Angst, der Geschichte und der Realität ins Auge zu blicken? Der Chef der Dresdner Architektenlobby (die ihrer Meinung nach nicht existiert) wohnt im Altbau, der Gewalttäter der das Gitter-Monstrum am Coselpalais verbrochen hat, wohnt im Altbau - komisch, all jene die das historische hassen, so wie Sie, nutzen es dann aber doch gerne für sich selber.
Kein einziges Wort von Ihnen über die wahre Katastrophe, nämlich was aus Postplatz, Dürerplatz, Pirnaischer Platz, Waisenhausstrasse und vielen anderen geworden ist, Strassen und Plätze die überhaupt nicht mehr existieren! Zum Teil modernistisch verseucht und grausam durch modernistische Fehlplanung entstellt, zum Teil triste verwahrlose Brache und die völlige urbane Non-funktion. Und kein Wort von Ihnen darüber! Aber über die Rekonstruktion Dresdens lästern, und gleichzeitig im Altbau wohnen und in der Neustadt abdancen wollen....und das finden Sie nicht verlogen?
Hören Sie doch endlich auf, diesen grenzenlosen Unsinn ihrer vergreisten Professoren zu glauben, dass Rekonstruktion vom Teufel käme. Was diese "Experten" aus Dresden machen, das sehen wir ja zur Zeit. Chef-Architekt Marx ist Maschinenbauer, kein Künstler, und genau so sehen seine "Kunstwerke" auch aus. Schande, was aus der schönsten Kultur-und Kunststadt der Welt geworden ist! Ein Nicht-funktionierendes Plattenbau-Zentrum , tot und und ohne Konzept und ohne leben. Und Sie kritisieren ausgerechnet diesen winzigen Bereich, wo man eine klare Absage an unmenschliche Beton-Brutalismen erteilt hat?
Wachen Sie endlich auf! Und fangen Sie endlich an, ehrlich zu sich selbst zu werden. Es gibt zur Rekonstruktion wichtiger Plätze und Strassen keine Alternative.
Wie müsste denn das Bewusstsein für das große und ganze Aussehen ?
"In atmospharischer, sozialer und pädagogischer Hinsicht ist sie es nicht. Hotels, Restaurants und Touristen allenthalben, der Dresdner selbst ist zum Zuschauer degradiert."
Glauben Sie , wenn der Neumarkt Verein sich nicht gebildet und somit auch nicht engagiert hätte, würde an dieser Stelle jetzt etwas werthaltigeres entstehen ?
@ Besorgter Dresdner - würde denn eine Bebauung in Stahl und Glas die Urbanität des "alten Stadtzentrums" wiederherstellen? Ich schaue mir die Erweiterung der Altmarktgalerie an (insbesondere die abweisende Front zur Wilsdruffer Straße) und kann nur sagen - nein. Insofern ist mir eine Wiederherstellung eines "Bildes" 1000x lieber als eine nichtssagende Neubebauung, die keine Aufenthaltsqualität bietet. Und dieses "Gründerzeit"-Argument zieht auch nicht, ich wüsste keinen Bau am Neumarkt, der sich gestalttechnisch an der Gründerzeit orientiert. Haben Sie konkrete Beispiele oder war das einfach nur... äh... mal so in dir Runde geworfen, um zu provozieren? ;-) Gruß Bert
Ich fühle mich vor den quietschbunten Gipskarton- und Styroporwänden am Neumarkt auch extrem unwohl. Da ist mir eine ehrliche graue Betonwand lieber als diese schlechten verschnörkelten Kulissen ohne einen Funken Authentizität.
Das ich ihnen als Sonderling vorkommen muss und mich eher auf verlorenem Posten befinde, war zu erwarten. Ich möchte aber kein schlechter Sportsmann sein und versuchen ihre Einwände zu beantworten.
@ petersburg:
Akzeptieren sie etwa nur solche als Dresdner, die ihre Meinung teilen? Intellektuelle sind auch keine Verfächter von Shoppingmalls, das Gegenteil ist der Fall, und dass "Konsumzombie-Kultur" genau das ist, was am Neumarkt passiert können sie doch auch sehen. Sie schmipfen zu Recht auf Spekulanten, die haben sie aber rings um die Frauenkirche ebenso wie in der Prager Straße, nur das sie dort ein in ihren Augen gefälligeres Kleid tragen.
Sie wollen und können meine Kommentare nicht verstehen, aber sie brauchen mir deshalb nichts in den Mund zu legen, ich habe nirgendwo von Corbusier (dessen Werk ich zwar anerkenne, aber keinesfalls bewundere) oder sonstwem gesprochen. Sie werfen mir weiterhin vor, den Ort nicht zu erkennen, die Geschichte nicht zu begreifen. Was ist mit der Geschichte nach der Zerstörung? Ist die nichts wert? Gehört der Kulturpalast nicht zum Ort? Mir scheint hier wird versucht das Bild einer "richtigen" Geschichte gegenüber einer "falschen" zu zeichnen, so funktioniert das aber nicht. In einer Demokratie, auf die sie sich ja auch beziehen, schon gar nicht. Man muss sich mit der ganzen Geschichte auseinandersetzen, nicht nur mit den Teilen, die einem gefallen.
Das der moderne Städtebau keine Lösung war kann man in Dresden wunderbar beobachten, das habe ich auch nie in Frage gestellt. Man sollte trotzdem versuchen mit dem Vorhandenen umzugehen und nicht etwaige Alternativen konsequent dem Wunschdenken nach der alten Stadt opfern. Was mit der Zerstörung verloren ging, lässt sich stellenweise ohne Verluste wiedergewinnen, am Neumarkt etwa, oder in der Wilsdruffer Vorstadt. Andernorts muss man vielleicht etwas rigoroser vorgehen, sie erwähnten die Pirnaische Vorstadt. Aber die halbe Stadt umkrempeln weil sich ihre Gestalt gewandelt hat, ist meines Erachtens nicht erstrebenswert. Statt den gegenwärtigen Zustand an den Qualitäten der alten Stadt zu messen sollte versucht werden aus vorhandenem Potential neue Qualitäten zu erarbeiten. Wenn Rekonstruktion oder Townhouses dabei helfen, habe ich nichts dagegen einzuwenden, Allheilmittel sind sie deswegen aber nicht.
Sie fragen was ich will? Eine konstruktiven Architekturdiskurs möchte ich, in dem eine Rekonstruktion nicht bedingungslos einem bestehenden Gebäude vorgezogen wird und in dem Qualität, jenseits bloßer Geschmacksfragen, anerkannt wird.
@ mahler:
Das Phänomen, dass die Altstädte zu Freilichtmuseen verkommen ist natürlich auch andernorts vorhanden und nicht minder bedenklich. Der Unterschied ist der, dass in Dresden die neue Altstadt von vornherein für die Bedürfnisse von zahlender Kundschaft geplant wurde und eine städtische Aneignung durch die "normale" Bevölkerung nahezu ausgeschlossen bleibt (sie ist also auch nur ein Gast).
Sie werden lachen, in der Schweiz gibt es Auseinandersetzungen darüber, ob Kühltürme zukünftig stillgelegter AKWs als Industriedenkmale erhaltenswert sind. Sie können "majestätisch" auch gern durch "erhaben" ersetzen, aber meine stadtgestalterischen Beweggründe wurden von ihnen ja ohnehin nicht angenommen, ist wohl Geschmackssache. Dennoch: ist ein 200m hoher Schornstein nicht genauso ein Industriedenkmal wie ein 50m hoher Gasometer von 1890? Das ist doch eine Landmarke, die von der Geschichte der Stadt zeugt. Warum soll man sich nicht dazu bekennen?
@ Stefanius:
Kulturpalast: Ich meinte vor allem die Kollhoff-Pläne, die eine Art Shoppingpassage vorsahen und die ursprüngliche Architektur zu Gunsten einer "traditionellen" Fassade überformt hätten. Ein anderer Vorschlag war, den Baukörper im hinteren Bereich abzuschrägen um ihn in das alte Straßenraster einzupassen. Von beidem wurde glücklicherweise abgesehen. Mit der Rückseite muss allerdings dringed etwas passieren um einen halbwegs ordentlichen Stadtraum mit der zukünftigen Bebauung zu bilden.
Ich verurteile den Neumarktverein nicht für sein Engagement, an manchen Stellen schießt er aber über das Ziel hinaus. Ich beziehe mich vor allem auf den Umgang mit dem Bestand. Gut, das Polizeigebäude stand im Weg und wäre keine glückliche Lösung für den Ort gewesen. Aber den Kulturpalast und die Bebauung der Wilsdruffer Str. muss nicht in Frage gestellt werden. Das sind Gebäude hoher gestalterischer Qualität und Zeitzeugen einer Epoche, die einen fairen und rücksichtsvollen Umgang verdienen. Die Debatte um das "Hotel Stadt Rom" hingegen ist eine Farce. Hier werden ohne Not ein bestehendes städtebauliches Ensemble sowie Wohnbebauung bester Qualität und Lage aufs Spiel gesetzt. Man hätte durchaus auf die Gegebenheiten eingehen und von vornherein auf den historischen Verlauf der Moritzstraße verzichten können anstatt durch ein Bestehen darauf alles Existente in Frage zu stellen. Vielleicht wäre im gesamten Prozess mehr Geduld von Nöten gewesen, oder es hätte Auflagen geben sollen, die den Anteil an gewerblichen Nutzungen (die Hotels auch sind) einschränken. Ich weiß es nicht. Aber es musste schnell gehen, die Investoren waren da, die Sehnsucht war da, das verstehe auch ich.
Wenn ich vom Bewusstsein für das große Ganze spreche, meine ich denn auch, dass man bei allen Bemühungen um das "traditionelle" Stadtbild nicht die Kulturleistungen der Generationen nach 1945 unter den Tisch fallen lassen darf. Eine Stadt ist vielfältig in ihrer Gestalt und lässt sich nicht nur aus einer Richtung betrachten, das trifft auf die "Modernen" genauso zu wie auf die "Traditionellen".
Touristen sind nicht per se schlimm, aber die Masse machts. Sicher, der wirtschaftliche Faktor spielt für die Stadt eine gewichtige Rolle, aber es stellt sich doch ein Gefühl des "Ausverkaufs" ein. Das Ergebnis sind Hotels statt Wohnungen, Juweliere/Souveniershops statt differenziertem Einzelhandel und Nobelrestaurants statt Kneipen. Es entsteht eine Austauschbarkeit der Nutzungen, die nicht einer "Stadt mit Identität" entsprechen, die Dresden ja eigentlich sein will.
Anders als mir einige hier scheinbar unterstellen wollen, bin ich keineswegs ein Verfechter von Stahl und Glas. Viele Entwürfe zeitgenössischer Architekten sind bestenfalls belanglos, zu allem Übel verkennen die im Hintergrund agierenden Bauherren/Investoren oft genug den nachhaltigen Wert qualitativ guter Gestaltung und sparen wo es nur geht. Das Ergebnis ist bekannt: You get what you pay for. Zudem hat Dresden leider das Pech überwiegend mit mäßig talentierten Architekten gesegnet zu sein, die oft genug ihre persönlichen Ambitionen über die gestalterischen Erfordernisse der unmittelbaren Umgebung, in der sie bauen, stellen.
Auf einen grünen Zweig kommen wir hier wohl nicht mehr, ich hoffe dennoch, mein Standpunkt ist etwas nachvollziehbarer geworden.
@Obacht: Eigentlich sollte man solche unqualifizierten Kommentare links liegen lassen, aber ich kann mich gerade nicht zurückhalten: Waren Sie überhaupt schon einmal am Neumarkt um sich ein Urteil bilden zu können oder plappern Sie einfach nur selbsternannte Architekturkritiker nach? Wenn Sie sich zwischen graue Betonwände so wohl fühlen, dann finden Sie in Dresden doch genug "Wohlfühlecken" vor: Prolis, Gorbitz, Pirnaischer Platz, Postplatz und demnächst ganz neu an der Hauptstraße am Neustädter Markt. Keine Angst, der Neumarkt wird sich mit seiner "un-authentischen" Bebauung schon nicht weiter ausbreiten.
"und nicht etwaige Alternativen konsequent dem Wunschdenken nach der alten Stadt opfern"
Gerne, wenn die Alternativen etwas mit der Stadt zu tun haben, in der sie entstehen. Genau da stößt modernistische Architektur nämlich für gewöhnlich an ihre Grenzen. ;)
Eine flächenhaft kriegszerstörte Stadt wie Dresden verlangt nunmal andere Prioritäten als ein baugeschichtlich relativ konstantes Gefüge. Eine Rückgewinnung ureigener Identität kann nur durch eine regionaltypische Bauweise gelingen, die sich sensibel an Ort und Aura orientiert, anstatt sich egoistisch nebendran zu stellen und ein alpinaweißes Grinsen aufzulegen.
Ich halte es für einen phänomenalen Fehler, dass die Kollhoff-Umbauung verhindert worden ist. Im völligen Gegensatz zur Altmarktgalerie hätte dieses Projekt viele Wunden auf einen Schlag geheilt, anstatt neue zu schaffen.
@Besorgter Dresdner: "...und die Bebauung der Wilsdruffer Str. muss nicht in Frage gestellt werden. Das sind Gebäude hoher gestalterischer Qualität..." Das möchte ich doch gerne in Frage stellen. In erster Linie sind diese überlangen Bauwerke kasernenhafte Riegel, die abschottend und abweisend wirken. Wenn ausgerechnet diese Gebäude nicht wenigstens baulich angepasst und verändert werden dürfen, bleibt der Neumarktbereich abgeriegelt und wird zum Hinterhof degradiert. Der Neumarktverein ist mit Sicherheit nicht über das Ziel hinausgeschossen. Ohne GhND hätten wir hier einen Altmarkt II, dessen billige Südbebauung nun niemanden zusagt.
Warum sich nicht zu dem Reicker Schornstein bekennen? ... weil das ein stinknormaler überdimensionierter Zweckbau ist, bei dessen Errichtung keinerlei Rücksicht auf die Umgebung genommen wurde ...
Von denen gibt es im ganzen Land tausende ...
Soll man auch stillgelegte Hochspannungleitungen, Autobahnen, Windräder und ähnliches unter Denkschutz stellen, nur um sich zu Ihnen zu bekennen?
Halte ich für kompletten Unsinn. Das Ding sollte so schnell wie möglich weg. Dresden ist nicht Manchester. Es stünde/steht und stand ihm auch nicht gut zu Gesicht.
Vollkommen richtig. Dass sich der Neumarkt weiter ausbreiten könnte, steht Gott sei Dank nicht zu befürchten. Und Sie werden es nicht glauben: Gorbitz und Prohlis sind auf ihre Art tatsächlich ehrlicher und authentischer als dieser Touristen-Nepp-Neu-Striezel-Markt.
"Gorbitz und Prohlis sind auf ihre Art tatsächlich ehrlicher und authentischer"
Hmm, mir ist es irgendwie völlig gleichgültig, wie "ehrlich" oder "authentisch" Architektur ist. Ich halte diese Begrifflichkeiten gar für unüberlegtes Ideologiegeschwafel. Wenn Sie Sich Ihre Plattenbauwohnung im Barockstil einrichten würden, hätte ich keinerlei Probleme damit.
Wenn Ihnen Ihre Authentizitätsdogmatik aber so wichtig ist, dann gibt es für Sie genügend Stellen in Dresden, die Sie befriedigen dürften. Kein Grund, weitgehend argumentfrei und polemisierend das kleine Neumarktareal zu torpedieren.
26 Kommentare:
Hotel Terrassenufer, Hochhaus am Pirnaischen Platz, der Riesenschornstein in Reick (!!!) müssen weg,
die gesamte Innenstadt (insbesondere Neustädter Markt, der Uferbereich der Pirnaischen Vorstadt) müssen mit kleinteiligen Strukturen (zB Townhouses, vgl. Bilder 1 -3 Osaka) verdichtet werden,
dann wird die Sache langsam rund wie man im Quartier Schützenstrasse (letzten beiden Bilder) bereits erkennen kann.
Super Fotos!!! Danke!!!
Aus der Ostra-Allee und dem Viertel hinter der Maxstrasse könnte man noch etwas machen. Sogar das SZ-Hochhaus würde sich einfügen in die Ostra-Allee, wenn man noch ein paar moderne Bauten in die Allee einfügt. Unter "modern" versteh ich allerdings etwas das dem Zeitgeist entspricht.....und das ist NICHT das, was die Architektenlobby uns ständig erzählt. Zeitgeist ist: Europäisch, und Rückkehr zur Vernunft, Rückehr zur Tradition des Bauens anstatt der seit 1919 ad Nauseam gepredigte Bruch mit der Expertise des Bauens.
Die Maxstrasse übrigen ist gutes Beispiel dafür dass auch konventionelle Neubauten halbwegs gut mit dem Historischen harmonieren können. An der Ecke zur Ostraalle ist der Neubau zwar ein bischen arg scharfkantig und aprupt, aber in der Strasse selber find ich ihn beinah gut. Die Maxstrasse wirkt dadurch beinah wie eine Nebenstrasse der Frankfurter Kaiserstrasse, und das ist ein unzertörtes Gründerzeitviertel.
Kurzum, aus dem Viertel kann man noch etwas machen - sofern die Architektenlobby sich endlich besinnt, und wirklich modern baut, d.h., mit dem formensprachlich Zeitgeist korrespondiert, was sie praktisch nie tut. Mit diesen wirren Fenstern (letztes Bild) am Dresdner Volkshaus kann ich mich einfach nicht anfreunden....was soll der Sinn davon sein? Es wirkt nur wirr und hässlich, hat mit Bauen nichts zu tun. Und schon gar nicht mit Wiederherstellung einer zerstörten Stadt. Kolhoff hat Recht, wenn er sagt: "Die Architekten sollten sich endlich selber eingestehen, dass die Qualität einer Stadt sich der konventionellen Architektur verdankt".
Nach dem grässligen Kulturschock der letzten Bilderreihe,gibt es hier wieder beeindruckende Aufnahmen vom schönen Elbflorenz zu sehen. Der herrliche Blick von der Aussichtsterrasse kann kaum vielfältiger sein: ein Umfeld geprägt von schicken Gründerzeithäusern,der Neuen Terrasse,Grünanlagen,Elbidylle und der grandiosen Altstadtsilhouette...
NICHT VERGESSEN FÜR DRESDEN ABZUSTIMMEN!
http://stadtschlacht.de/brands7#brand
Angesichts der beinahe reaktionären Kommentare, die man hier lesen muss, fällt es fast schwer nicht in resignierende Polemik zu flüchten.
Das viele Neubauten eher belanglos daherkommen, kann ich guten gewissens unterschreiben, aber wir leben bitteschön in der Jetztzeit und nicht vor 100 Jahren. Wir müssen uns konstruktiv mit dem Vorhanden auseinandersetzten und können nicht blindlings den Rotstift an alles setzen, was durch das Geschmacksnetz fällt.
Der Reicker Schlot z.B. gehört unter Denkmalschutz gestellt, so majestetisch wie er den point de vue der Wiener Straße bildet.
In Dresden gibt es im Übrigen keine Architektenlobby, und wenn doch, liegt sie verkümmert und geknebelt am Boden.
Die viel größere Sorge ist der allmächtige Neumarktverein, der mit seinen ignoranten Unternehmungen selbst das intakte, städtebaulich wie architektonisch wertvolle Ensemble der Wilsdruffer Straße in Frage stellt. Neumarkt, schön und gut, aber die Grenzen muss man erkennen und akzeptieren können.
Die Stadtstruktur Dresdens, wie hier präsentiert, ist zerstückeltes Kleinwerk ohne erkennbare Planung. Das allerschlimmste Verbrechen sind die sanierten Platten, die mit quietschbuntem Eternit und angeschraubten Milchglaskonstruktionen versuchen, die Verbrechen des sozialistischen Schnellbaus zu kaschieren. Sieht alles aus wie aus dem Baumarkt.
Unstädtische Monstren wie dieses arthotel gehören ins Umfeld von Flughäfen, haben aber in der Stadt nichts zu suchen.
Die vorhandene Altbausubstanz scheint mir, soweit man das erkennen kann, vorbildlich renoviert. Die Ergänzungen sollten sich mehr an diese überkommene Strukturen halten, statt dass sich jedes Architekturbüro brüllend in den Vordergrund spielen will.
Auch ein besorgter Dresdner hat gesagt !
Was dieser Herr hier als besorgter Dresdner zum Ausdruck bringt, kann mich und bestimmt viele andere Leser in Rage bringen !! Jawohl, wir leben in der Jetztzeit, Reden und Schreiben, werter Herr, über "Dresden" von der einst "Weltstadt" mit reicher Baukultur ! Nun greifen Sie den Neumarktverein an, wieso ? Diesen Verein kann man nur Danke sagen, daß wenigsten ein kleines Stück von unserem historischen Dresden wieder entsteht !!! Machen Sie sich lieber bitte um die fehl besetzte "Gestaltungskommision" der Stadt Dresden Gedanken
Harry
@ Besorgter Dresdner ... Sie sind ein Visionär!
Ich würde mir wünschen, dass das Stadtplanungsamt den Reicker Schlot aus den von Ihnen genannten Grund unter Denkmalschutz stellt!!!
Um den Point de vue noch ein bisschen herauszuarbeiten, könnte ich mir vorstellen, eine vierzig Meter breite Schneise vom Wiener Platz dorthin zu ziehen. Das wäre auch verkehrstechnisch sinnvoll (Stichwort: Stadtautobahn).
Auch bei der Wildsruffer Strasse gebe ich Ihnen vollkommen recht. Vielleicht könnte man dieses wunderschöne geschlossene und vor alle Dingen funktionierende Ensemble noch durch ein paar flankierende Hochhäuser a la Sheikh Zayed Road in Dubai ergänzen.
http://i.pbase.com/o6/93/329493/1/75940265.5wnMui7w.MELDXBMar07225.jpg
Sie haben ja so recht. Dem Reaktionären sollte man in der Jetztzeit mit Majestätischem begegnen.
PS, da das Internet ja nichts vergisst: Dieser Beitrag ist Satire, der vom besorgten Dresdner war es meiner Einschätzung wohl auch, oder sollte ich mich irren?
"wir leben bitteschön in der Jetztzeit und nicht vor 100 Jahren."
Ich dachte, Sie wollten nicht in die Polemik abdriften? Was wollen Sie uns dann mit solchen bis zur Unkenntlichkeit abgenutzten polemischen Modernistenfloskeln mitteilen? Und wenn schon, dann machen Sie es richtig: Disneyland, Ewiggestrige, Kutschen, Kaiser und Plumpsklo haben gefehlt!
Die Modernisten mit ihren verstaubten Nachkriegsideologien sind eine Gefahr für Dresden - und nicht ein Verein, der sich mit aller Kraft für eine dresdentypische Bauweise einsetzt.
Der "besorgte Dresdner" ist genau so wenig Dresdner wie ich Chinese bin. Die übliche Propaganda: wer für Konsumzombie-Kultur und Verblödungs-Shopping Malls ist, ist intellektuell - wer sich statt dessen für Baukunst interessiert, ist "reaktionär". Genau, und die Renten sind sicher und die Sparvermögen ebenso....klar, wir sollten mehr auf Experten hören, wie z.B. Herrn Schäuble der das Parlament entmachen möchte. "Vertrauen Sie uns, wir sind Experten", ja klar...
Herr Sorge-Dresdner wünscht sich, dass die Leute wieder obrigkeitshörig werden und vor den Machthabern auf die Knie fallen - Demokratie und Mitbestimmung scheint ihm ein Dorn im Auge zu sein. Das beste aber, was mich wirklich erheitert hat, ist dies hier:
"In Dresden gibt es im Übrigen keine Architektenlobby, und wenn doch, liegt sie verkümmert und geknebelt am Boden".
Erstens sprach niemand von "Dresdner" Architektenlobby, Sie sollten meine Beiträge schon gelesen haben, bevor Sie sie kommentieren, aber Sie sind ja nicht der erste Archiekt der mit der Realität nicht mehr in Verbindung steht. Woher die Kubus-Prediger kommen ist mir eigentlich relativ schnuppe, die Architektenlobby und Spekulanten etc. agieren ja bundesweit , nicht nur in Dresden.
Der Chef der Dresdener bzw. Sächsischen Architektenlobby heisst übrigens Matthias Horst.....und hat sein Büro, so ganz nebenbei, in einem Altbau... - während er täglich seine hasserfüllte Propaganda gegen historische Architektur ablässt und seine Kuben predigt.....das Übliche. Besonders amüsant ist, "geknebelt liegt die arme, arme Architektenlobby am Boden". Wissen Sie was?? Schön wär's! Dann wäre uns nämlich die Ekel-Leichenhalle in der Wilsdruffer erspart geblieben. Ja ja, der arme Herr Marx, die tun mir ja so leid, wie sie "geknebelt" am Boden liegen....der gute Herr Marx, gelernter Maschinenbauer mit ebensolchem Kunstverständnis, kassiert viele tausend Euro für seine Zerstörungswut und mit den Schandflecken, die er über Dresden ausbreitet. Und mit diesem Herrn , der für seine Verbrechen an der Stadt Dresden auch noch das Geld der Dresdner zum Fenster rauswirft, sollen wir mitleid haben, oder wie? Schöner "Dresdner" sind Sie. Sie reden über die Architektenlobby, behaupten es gäbe keine und wissen nicht einmal, wie deren Chef heisst.
Und noch etwas zu ihren falschen Behauptungen über Zeitgeist: wenn Sie angeblich in der Jetztzeitt leben,warum predigen Sie dann ständig ihren Lecorbusier/Mies/Gropius-Unsinn? Der ist 100 Jahre alt.....werden Sie mal modern, lernen Sie Europäische Baukunst. Übrigens, Dresden wurde zerstört, Sie begreifen die Geschichte dieser Stadt noch immer nicht, wollen aber fleissig mitreden. Sie setzen auf eine zerstörte Stadt die selben Maßstäbe an wie für eine unzerstörte, reden ständig papageienhaft von "Zeit". Wie wäre es, sie lassen ihre (ohnehin unzutreffenden) Bemerkungen über Zeit mal weg, und erkennen mal den ORT? Sie müssen sich ausserdem mal die Frage stellen, was Sie eigentlich wollen? Dass Sie und ihre Kollegen die Menschen noch mehr gegen sich aufbringen, und sie immer schlechter bauen? Sehen Sie sich mal die entstellten Gebiete Dresdens an, die Moderne hat versagt, egal wie sehr Sie diese Realität leugnen. Hören Sie auf, die Realität zu leugnen, fangen Sie an, Lösungen zu entwerfen. Aber bitteschön nicht mit ihrem 100 Jahre alten LeCorbusier, denn "wir leben bitteschön in der Jetztzeit und nicht vor 100 Jahren". Kennen Sie diesen Spruch?
Was ich damit sagen will ist, dass der Neumarktverein, sein Bemühen um die Wiederherstellung der Altstadt in allen Ehren, in Dresden eine Haltung einnimmt und befördert, die einen konstruktiven Architekturdiskurs untergräbt.
Im Erbegbnis wird von Großteilen der Bevölkerung nur noch eine Form der Gestaltung akzeptiert, jene nämlich, die als vermeintlich "dresdentypisch" versucht nahtlos an die Gestalttraditionen der Gründerzeit anzuknüpfen.
Welche Auswüchse das annimmt, konnte man z.B. an den absurden Umbauplänen für den Kulturpalast sehen, damit dieser sich besser in das Bild der "traditionellen" Stadt einfüge.
Und selbst der Kommentator auf den Elbfähren weist die Touristen beflissentlich auf die Verschandelung des Stadtbildes durch den Synagogenneubau hin.
Bewusstsein herrscht hier nur für eine bestimmte Sache, nicht für das große Ganze.
Die neue Altstadt ist städtebaulich, vielleicht auch architektonisch, in erster Linie aber wirtschaftlich ein (Wieder)Gewinn für die Stadt. In atmospharischer, sozialer und pädagogischer Hinsicht ist sie es nicht.
Hotels, Restaurants und Touristen allenthalben, der Dresdner selbst ist zum Zuschauer degradiert. Aber er sieht darüber hinweg, dankbar über das Geschenk, das seiner Stadt gemacht wird.
Hier wurde und wird eine Kulisse erbaut, die mit einer intakten bürgerlichen Stadt nichts zu tun hat. Das kann doch niemandes Anspruch sein.
@BesorgterDresdner
zitat:"Hotels, Restaurants und Touristen allenthalben, der Dresdner selbst ist zum Zuschauer degradiert. Aber er sieht darüber hinweg, dankbar über das Geschenk, das seiner Stadt gemacht wird."
ich bin die letzte woche mal wieder durch mittel-, osteuropa gereist und besuchte dabei prag, bratislava sowie budapest. also demnach wenig bis gar nicht kriegszerstörte städte. glauben dort sieht es an den zentralen plätzen viel anders aus? denken sie das ist ein unikat der "kulissenstadt" dresden?
@ Besorgter Dresdner
Anfangs dachte ich Ihre Ausführungen seien ironisch ... Reicker Schlot sollte unter Denkmalschutz gestellt werden ...
Nach ihrem zweiten Beitrag habe ich aber den Eindruck, dass Sie es wirklich ernst meinen.
Ihre Ausführungen sind voller Widersprüche:
"Reaktionärem soll ausgerechnet mit Majestätischem begegnet werden - nämlich dem Reicker Schornstein",
"Neue Altstadt ist städtebaulich ein Gewinn, andererseits aber auch sozialer ein Verlust" - nach was überwiegt denn?
usw.
Dass viele Leute mit ihren Geschmacksansichten (Grauenvolle Industrieschornsteine sind als "majestätische Point de vues" unter DENKMALSCHUTZ!!! zu stellen) in Dresden was zu sagen haben, ist ein Grund zur Sorge!!!
Aber die Kulisse der Freiberger Strasse Plattenbau-Wüste, genannt moderne Todeszone, gemischt mit dümmlichen Globalisierungs-McDonalds-BurgerKing Shoppping malls, das ist keine Kulisse, oder wie?
Und vor allem sind Burgerking-Shoppingmalls aus Plaste, in Leichenhallen-architektur mit Kassenbon-Fenstern, die hinten und vorne nicht ins Stadtbild passen, das ist der Weg zur Rückkehr zur "bürgerlichen Stadt" oder wie?
In Ihrem letzte Kommentar zeigen Sie ja wenigstens einen Funken von Realitätssinn. Wenn Sie sich nun auch noch eingestehen können, dass die Moderne versagt hat - was Fakt ist - dann sind wir ein ganzes Stück weiter.
Hätte man die gesamte Innenstadt so aufgebaut wie sie war - technisch und finanziell durchaus möglich - dann wäre die bürgerliche Stadt architektonisch durchaus wiedererstanden. Durch den Bombenangriff , und den vergessen Sie immer wieder, wurde aber nicht nur die Stadt vom Angesicht der Erde gefegt, sondern es wurde auch die Mittel- und Oberschicht vertrieben. Unzählige Dresdner gingen fort, vor dem Berliner Mauerbau. Viele ehemalige Dresdner Traditionsläden verschwanden, wie Kaufhaus Renner, Modehaus Möbius, Café Kreuzkamm und andere, das waren Familienbetriebe. Wie wollen Sie die Menschen, die längst tot sind oder in Amerika, wiederherholen?
Das ist doch nicht die Schuld des Neumarkts oder des Zwingers, entschuldigen Sie bitte. Außerdem, sie hetzen ständig gegen den Neumarkt. Warum nicht gegen den Theaterplatz, den Zwinger, das Schloss, die Frauenkirche? All das war in Ruinen, war alles zerstört, also alles böses "Disneyland".
Ohne die Rekonstruktion, gäbe es Dresden gar nicht mehr. Die Rekonstruktion des historischen Zentrums von Dresden ist der einzige Weg. Wachen Sie endlich auf und begreifen Sie das. Je mehr Sie den Dresdnern den Wiederaufbau ihrer Stadt verbieten wollen, umso mehr schaden Sie ihrer Stadt. Wurde Dresden nicht genug geschadet? Woher Ihre Angst, der Geschichte und der Realität ins Auge zu blicken? Der Chef der Dresdner Architektenlobby (die ihrer Meinung nach nicht existiert) wohnt im Altbau, der Gewalttäter der das Gitter-Monstrum am Coselpalais verbrochen hat, wohnt im Altbau - komisch, all jene die das historische hassen, so wie Sie, nutzen es dann aber doch gerne für sich selber.
Kein einziges Wort von Ihnen über die wahre Katastrophe, nämlich was aus Postplatz, Dürerplatz, Pirnaischer Platz, Waisenhausstrasse und vielen anderen geworden ist, Strassen und Plätze die überhaupt nicht mehr existieren! Zum Teil modernistisch verseucht und grausam durch modernistische Fehlplanung entstellt, zum Teil triste verwahrlose Brache und die völlige urbane Non-funktion. Und kein Wort von Ihnen darüber! Aber über die Rekonstruktion Dresdens lästern, und gleichzeitig im Altbau wohnen und in der Neustadt abdancen wollen....und das finden Sie nicht verlogen?
Hören Sie doch endlich auf, diesen grenzenlosen Unsinn ihrer vergreisten Professoren zu glauben, dass Rekonstruktion vom Teufel käme. Was diese "Experten" aus Dresden machen, das sehen wir ja zur Zeit. Chef-Architekt Marx ist Maschinenbauer, kein Künstler, und genau so sehen seine "Kunstwerke" auch aus. Schande, was aus der schönsten Kultur-und Kunststadt der Welt geworden ist! Ein Nicht-funktionierendes Plattenbau-Zentrum , tot und und ohne Konzept und ohne leben. Und Sie kritisieren ausgerechnet diesen winzigen Bereich, wo man eine klare Absage an unmenschliche Beton-Brutalismen erteilt hat?
Wachen Sie endlich auf! Und fangen Sie endlich an, ehrlich zu sich selbst zu werden. Es gibt zur Rekonstruktion wichtiger Plätze und Strassen keine Alternative.
@ Besorgter Dresdner,
vielen Dank für Ihren Beitrag.
Nun habe ich dazu ein paar Fragen:
Welche Pläne für den Kulturpalast meinen Sie ?
Wie müsste denn das Bewusstsein für das große und ganze Aussehen ?
"In atmospharischer, sozialer und pädagogischer Hinsicht ist sie es nicht.
Hotels, Restaurants und Touristen allenthalben, der Dresdner selbst ist zum Zuschauer degradiert."
Glauben Sie , wenn der Neumarkt Verein sich nicht gebildet und somit auch nicht engagiert hätte, würde an dieser Stelle jetzt etwas werthaltigeres entstehen ?
Was ist schlimm an Touristen ?
Vielen Dank für Ihre Antworten im vorraus.
@ Besorgter Dresdner - würde denn eine Bebauung in Stahl und Glas die Urbanität des "alten Stadtzentrums" wiederherstellen? Ich schaue mir die Erweiterung der Altmarktgalerie an (insbesondere die abweisende Front zur Wilsdruffer Straße) und kann nur sagen - nein.
Insofern ist mir eine Wiederherstellung eines "Bildes" 1000x lieber als eine nichtssagende Neubebauung, die keine Aufenthaltsqualität bietet.
Und dieses "Gründerzeit"-Argument zieht auch nicht, ich wüsste keinen Bau am Neumarkt, der sich gestalttechnisch an der Gründerzeit orientiert. Haben Sie konkrete Beispiele oder war das einfach nur... äh... mal so in dir Runde geworfen, um zu provozieren? ;-)
Gruß
Bert
Ich fühle mich vor den quietschbunten Gipskarton- und Styroporwänden am Neumarkt auch extrem unwohl. Da ist mir eine ehrliche graue Betonwand lieber als diese schlechten verschnörkelten Kulissen ohne einen Funken Authentizität.
@ besorgniserregender Dresdner:
Ihre nachgekauten Floskeln (Kulisse & Co) können Sie Sich sparen, die ziehen hier nicht. Fangen Sie an, zu argumentieren!
Das ich ihnen als Sonderling vorkommen muss und mich eher auf verlorenem Posten befinde, war zu erwarten. Ich möchte aber kein schlechter Sportsmann sein und versuchen ihre Einwände zu beantworten.
@ petersburg:
Akzeptieren sie etwa nur solche als Dresdner, die ihre Meinung teilen?
Intellektuelle sind auch keine Verfächter von Shoppingmalls, das Gegenteil ist der Fall, und dass "Konsumzombie-Kultur" genau das ist, was am Neumarkt passiert können sie doch auch sehen.
Sie schmipfen zu Recht auf Spekulanten, die haben sie aber rings um die Frauenkirche ebenso wie in der Prager Straße, nur das sie dort ein in ihren Augen gefälligeres Kleid tragen.
Sie wollen und können meine Kommentare nicht verstehen, aber sie brauchen mir deshalb nichts in den Mund zu legen, ich habe nirgendwo von Corbusier (dessen Werk ich zwar anerkenne, aber keinesfalls bewundere) oder sonstwem gesprochen.
Sie werfen mir weiterhin vor, den Ort nicht zu erkennen, die Geschichte nicht zu begreifen. Was ist mit der Geschichte nach der Zerstörung? Ist die nichts wert? Gehört der Kulturpalast nicht zum Ort?
Mir scheint hier wird versucht das Bild einer "richtigen" Geschichte gegenüber einer "falschen" zu zeichnen, so funktioniert das aber nicht. In einer Demokratie, auf die sie sich ja auch beziehen, schon gar nicht. Man muss sich mit der ganzen Geschichte auseinandersetzen, nicht nur mit den Teilen, die einem gefallen.
Das der moderne Städtebau keine Lösung war kann man in Dresden wunderbar beobachten, das habe ich auch nie in Frage gestellt. Man sollte trotzdem versuchen mit dem Vorhandenen umzugehen und nicht etwaige Alternativen konsequent dem Wunschdenken nach der alten Stadt opfern. Was mit der Zerstörung verloren ging, lässt sich stellenweise ohne Verluste wiedergewinnen, am Neumarkt etwa, oder in der Wilsdruffer Vorstadt. Andernorts muss man vielleicht etwas rigoroser vorgehen, sie erwähnten die Pirnaische Vorstadt. Aber die halbe Stadt umkrempeln weil sich ihre Gestalt gewandelt hat, ist meines Erachtens nicht erstrebenswert. Statt den gegenwärtigen Zustand an den Qualitäten der alten Stadt zu messen sollte versucht werden aus vorhandenem Potential neue Qualitäten zu erarbeiten. Wenn Rekonstruktion oder Townhouses dabei helfen, habe ich nichts dagegen einzuwenden, Allheilmittel sind sie deswegen aber nicht.
Sie fragen was ich will? Eine konstruktiven Architekturdiskurs möchte ich, in dem eine Rekonstruktion nicht bedingungslos einem bestehenden Gebäude vorgezogen wird und in dem Qualität, jenseits bloßer Geschmacksfragen, anerkannt wird.
@ mahler:
Das Phänomen, dass die Altstädte zu Freilichtmuseen verkommen ist natürlich auch andernorts vorhanden und nicht minder bedenklich.
Der Unterschied ist der, dass in Dresden die neue Altstadt von vornherein für die Bedürfnisse von zahlender Kundschaft geplant wurde und eine städtische Aneignung durch die "normale" Bevölkerung nahezu ausgeschlossen bleibt (sie ist also auch nur ein Gast).
@ Carlo Wedekind:
Sie werden lachen, in der Schweiz gibt es Auseinandersetzungen darüber, ob Kühltürme zukünftig stillgelegter AKWs als Industriedenkmale erhaltenswert sind.
Sie können "majestätisch" auch gern durch "erhaben" ersetzen, aber meine stadtgestalterischen Beweggründe wurden von ihnen ja ohnehin nicht angenommen, ist wohl Geschmackssache. Dennoch: ist ein 200m hoher Schornstein nicht genauso ein Industriedenkmal wie ein 50m hoher Gasometer von 1890? Das ist doch eine Landmarke, die von der Geschichte der Stadt zeugt. Warum soll man sich nicht dazu bekennen?
@ Stefanius:
Kulturpalast: Ich meinte vor allem die Kollhoff-Pläne, die eine Art Shoppingpassage vorsahen und die ursprüngliche Architektur zu Gunsten einer "traditionellen" Fassade überformt hätten.
Ein anderer Vorschlag war, den Baukörper im hinteren Bereich abzuschrägen um ihn in das alte Straßenraster einzupassen. Von beidem wurde glücklicherweise abgesehen. Mit der Rückseite muss allerdings dringed etwas passieren um einen halbwegs ordentlichen Stadtraum mit der zukünftigen Bebauung zu bilden.
Ich verurteile den Neumarktverein nicht für sein Engagement, an manchen Stellen schießt er aber über das Ziel hinaus. Ich beziehe mich vor allem auf den Umgang mit dem Bestand. Gut, das Polizeigebäude stand im Weg und wäre keine glückliche Lösung für den Ort gewesen. Aber den Kulturpalast und die Bebauung der Wilsdruffer Str. muss nicht in Frage gestellt werden. Das sind Gebäude hoher gestalterischer Qualität und Zeitzeugen einer Epoche, die einen fairen und rücksichtsvollen Umgang verdienen. Die Debatte um das "Hotel Stadt Rom" hingegen ist eine Farce. Hier werden ohne Not ein bestehendes städtebauliches Ensemble sowie Wohnbebauung bester Qualität und Lage aufs Spiel gesetzt. Man hätte durchaus auf die Gegebenheiten eingehen und von vornherein auf den historischen Verlauf der Moritzstraße verzichten können anstatt durch ein Bestehen darauf alles Existente in Frage zu stellen.
Vielleicht wäre im gesamten Prozess mehr Geduld von Nöten gewesen, oder es hätte Auflagen geben sollen, die den Anteil an gewerblichen Nutzungen (die Hotels auch sind) einschränken. Ich weiß es nicht. Aber es musste schnell gehen, die Investoren waren da, die Sehnsucht war da, das verstehe auch ich.
Wenn ich vom Bewusstsein für das große Ganze spreche, meine ich denn auch, dass man bei allen Bemühungen um das "traditionelle" Stadtbild nicht die Kulturleistungen der Generationen nach 1945 unter den Tisch fallen lassen darf. Eine Stadt ist vielfältig in ihrer Gestalt und lässt sich nicht nur aus einer Richtung betrachten, das trifft auf die "Modernen" genauso zu wie auf die "Traditionellen".
Touristen sind nicht per se schlimm, aber die Masse machts. Sicher, der wirtschaftliche Faktor spielt für die Stadt eine gewichtige Rolle, aber es stellt sich doch ein Gefühl des "Ausverkaufs" ein. Das Ergebnis sind Hotels statt Wohnungen, Juweliere/Souveniershops statt differenziertem Einzelhandel und Nobelrestaurants statt Kneipen. Es entsteht eine Austauschbarkeit der Nutzungen, die nicht einer "Stadt mit Identität" entsprechen, die Dresden ja eigentlich sein will.
Anders als mir einige hier scheinbar unterstellen wollen, bin ich keineswegs ein Verfechter von Stahl und Glas. Viele Entwürfe zeitgenössischer Architekten sind bestenfalls belanglos, zu allem Übel verkennen die im Hintergrund agierenden Bauherren/Investoren oft genug den nachhaltigen Wert qualitativ guter Gestaltung und sparen wo es nur geht. Das Ergebnis ist bekannt: You get what you pay for.
Zudem hat Dresden leider das Pech überwiegend mit mäßig talentierten Architekten gesegnet zu sein, die oft genug ihre persönlichen Ambitionen über die gestalterischen Erfordernisse der unmittelbaren Umgebung, in der sie bauen, stellen.
Auf einen grünen Zweig kommen wir hier wohl nicht mehr, ich hoffe dennoch, mein Standpunkt ist etwas nachvollziehbarer geworden.
@Obacht: Eigentlich sollte man solche unqualifizierten Kommentare links liegen lassen, aber ich kann mich gerade nicht zurückhalten: Waren Sie überhaupt schon einmal am Neumarkt um sich ein Urteil bilden zu können oder plappern Sie einfach nur selbsternannte Architekturkritiker nach? Wenn Sie sich zwischen graue Betonwände so wohl fühlen, dann finden Sie in Dresden doch genug "Wohlfühlecken" vor: Prolis, Gorbitz, Pirnaischer Platz, Postplatz und demnächst ganz neu an der Hauptstraße am Neustädter Markt. Keine Angst, der Neumarkt wird sich mit seiner "un-authentischen" Bebauung schon nicht weiter ausbreiten.
"und nicht etwaige Alternativen konsequent dem Wunschdenken nach der alten Stadt opfern"
Gerne, wenn die Alternativen etwas mit der Stadt zu tun haben, in der sie entstehen. Genau da stößt modernistische Architektur nämlich für gewöhnlich an ihre Grenzen. ;)
Eine flächenhaft kriegszerstörte Stadt wie Dresden verlangt nunmal andere Prioritäten als ein baugeschichtlich relativ konstantes Gefüge. Eine Rückgewinnung ureigener Identität kann nur durch eine regionaltypische Bauweise gelingen, die sich sensibel an Ort und Aura orientiert, anstatt sich egoistisch nebendran zu stellen und ein alpinaweißes Grinsen aufzulegen.
Ich halte es für einen phänomenalen Fehler, dass die Kollhoff-Umbauung verhindert worden ist. Im völligen Gegensatz zur Altmarktgalerie hätte dieses Projekt viele Wunden auf einen Schlag geheilt, anstatt neue zu schaffen.
@Besorgter Dresdner: "...und die Bebauung der Wilsdruffer Str. muss nicht in Frage gestellt werden. Das sind Gebäude hoher gestalterischer Qualität..."
Das möchte ich doch gerne in Frage stellen. In erster Linie sind diese überlangen Bauwerke kasernenhafte Riegel, die abschottend und abweisend wirken. Wenn ausgerechnet diese Gebäude nicht wenigstens baulich angepasst und verändert werden dürfen, bleibt der Neumarktbereich abgeriegelt und wird zum Hinterhof degradiert. Der Neumarktverein ist mit Sicherheit nicht über das Ziel hinausgeschossen. Ohne GhND hätten wir hier einen Altmarkt II, dessen billige Südbebauung nun niemanden zusagt.
@ besorgter Dresdner
Warum sich nicht zu dem Reicker Schornstein bekennen? ... weil das ein stinknormaler überdimensionierter Zweckbau ist, bei dessen Errichtung keinerlei Rücksicht auf die Umgebung genommen wurde ...
Von denen gibt es im ganzen Land tausende ...
Soll man auch stillgelegte Hochspannungleitungen, Autobahnen, Windräder und ähnliches unter Denkschutz stellen, nur um sich zu Ihnen zu bekennen?
Halte ich für kompletten Unsinn. Das Ding sollte so schnell wie möglich weg. Dresden ist nicht Manchester. Es stünde/steht und stand ihm auch nicht gut zu Gesicht.
Vollkommen richtig. Dass sich der Neumarkt weiter ausbreiten könnte, steht Gott sei Dank nicht zu befürchten. Und Sie werden es nicht glauben: Gorbitz und Prohlis sind auf ihre Art tatsächlich ehrlicher und authentischer als dieser Touristen-Nepp-Neu-Striezel-Markt.
"Gorbitz und Prohlis sind auf ihre Art tatsächlich ehrlicher und authentischer"
Hmm, mir ist es irgendwie völlig gleichgültig, wie "ehrlich" oder "authentisch" Architektur ist. Ich halte diese Begrifflichkeiten gar für unüberlegtes Ideologiegeschwafel. Wenn Sie Sich Ihre Plattenbauwohnung im Barockstil einrichten würden, hätte ich keinerlei Probleme damit.
Wenn Ihnen Ihre Authentizitätsdogmatik aber so wichtig ist, dann gibt es für Sie genügend Stellen in Dresden, die Sie befriedigen dürften. Kein Grund, weitgehend argumentfrei und polemisierend das kleine Neumarktareal zu torpedieren.
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